Vanidar hat geschrieben:zu den Ischkuza habe ich einen interssanten Artikel gefunden..
"Die Bedeutung des merkwürdigen Ethnonyms „Die Aschkenasim” oder „die Aschkenasen” kennen viele. Eigentlich ist dieser Terminus seit über 2700 Jahren aus der altsemitisch-assyrischen Sprache als Aschkusa oder Ischkusa bekannt und bedeutet „Skythe”......Die neuen babylonischen Herrscher erlaubten ihnen allerdings nicht die Rückkehr in die Heimat, darum gründeten sie in der Verbannung zusammen mit den Skythen aus den heute russischen und ukrainischen Steppen das Königreich Aschkenas"
http://www.ail.lu/altschueler.pdf
Bei Altschüler wäre ich tendenziell etwas vorsichtig. Sein erklärtes Ziel ist es, die Europäer davon zu überzeugen, dass der Einfluss des Judentums auf die westliche Kultur viel weiter reicht als uns bewusst ist, um Antisemitismus entgegenzuwirken. Prinzipiell ein ehrenwertes Ziel, allerdings begeht Altschüler in diesem Artikel den Fehler, Dinge als gesichert darzustellen, die in der Wissenschaftswelt noch umstritten sind, weil stichhaltige Quellen aus dieser Zeit - und vor allem aus der Schwarzmeerregion - Mangelware sind. Der Begriff
Iškuza verweist zweifellos auf die Skythen; der Bezug zu den Aschkenasim gilt hingegen zwar als wahrscheinlich, aber nicht als gesichert.
Mit der Zuordnung Arams habe ich ehrlich gesagt ein paar Probleme. Der Name verweist zunächst einmal ganz klar nach Vorderasien und bezeichnet eine Region, die heute im Wesentlichen in Syrien und dem Irak liegt. Das Aramäische ist eine semitische Sprache und mit dem Hebräischen und dem Arabischen verwandt. Aramäische Königreiche gelangten in der Antike immer wieder zu großer regionaler Bedeutung, weshalb sich das Aramäische zu einer dominierenden Verkehrssprache der Region entwickelte und regional sogar das Hebräische als Sprache des Judentums verdrängte. Vermutlich war es auch Jesu Muttersprache. Auch Namen wie Aaron sollen offenbar auf die Levante verweisen.
Andere Namen, etwa Um el-Amand, klingen für mich ganz klar arabisch, während Urat wohl auf das Königreich Urartu in Ostanatolien und im Kaukasus verweisen soll, dessen Name wohl mit dem des Berges Ararat verwandt ist, der sich im Zentrum des Reiches befindet. Interessanterweise ist Urartu offenbar aus einer Konföderation von Stämmen hervorgegangen, die ein Gebiet namens Nairi besiedelten, das wiederum dem armenischen Kulturkreis nahestand. Auf einen Bezug zu Armenien verweist wiederum der Name Ashot.
Übrigens lautete der Name eines Königs von Nairi
Aramu der Uratäer, und das Wappen Arams, die geflügelte Sonne, ist ein häufiges Motiv im alten Orient, das sich überall von Ägypten über Aram bis nach Mesopotamien und Anatolien findet - die Lokalisation Arams zwischen Armenien, Ostanatolien, Israel und Arabien ist daher sicher nicht allzu weit hergeholt.
Dazu passt auch, dass Aram der direkte Nachbar Luwiens ist. Die Luwier waren ein anatolisches Volk, das im Süden der heutigen Türkei beheimatet war und verwandt mit den Hethitern ist. Hennens Luwier sollen die Rolle der Hethiter komplett übernehmen, wofür z. B. die Tatsache spricht, dass bei ihm die Luwier die Eisenverhüttung "erfunden" haben - in der realen Welt waren es die Hethiter. Auch viele Namen - etwa Muwatta (oder Šuppiluliuma, wie er laut Hennen ursprünglich heißen sollte), stammen aus dem Hethitischen. Die luwische Hafenstadt Ugara basiert auf dem Stadtstaat Ugarit im heutigen Syrien, der zwar nicht direkt zum Hethiterreich gehörte, aber von diesem abhängig war. In der Folge der Seevölkerinvasion am Ende der Bronzezeit wurde Ugarit dem Erdboden gleichgemacht - ich tippe darauf, dass Ugara ein ähnliches schicksal blühen wird.
Interessant ist auch, dass es in Hennens Welt später eine Stadt namen Vilussa geben wird. Ich habe mich bei diesem Namen immer an Wilusa erinnert gefühlt, einen hethitischen Vasallenstaat, der wohl als Vorbild für Troia diente. Die Lage Vilussas in Hennens Welt wird allerdings nirgends genau erwähnt, wenn ich mich recht entsinne.
Doch zurück zu Aram. Da gibt es nämlich einen Namen, der mich irritiert: Akšu. Der könnte nämlich auf das Aksumitische Reich verweisen, das sich in der Spätantike über weite Teile Eritreas und Äthiopiens erstreckte, vermutlich aber auf viel ältere Wurzeln zurückgeht. Der äthiopischen Überlieferung zufolge wurde Äthiopien von Menelik gegründet, dem Sohn Salomons und der Königin von Saba, die möglicherweise von dort stammte - ein weiterer Bezug zu biblischen Überlieferungen, wie sie für Aram ja fast üblich sind. Aber Äthiopien liegt geographisch nun einmal viel weiter von den übrigen Regionen entfernt, auf die Aram zurückgehen könnte...
Bei Garagum ist die Zuordnung eindeutig: Er verweist auf die Wüste Karakum in Turkmenistan, Usbekistan und anderen Teilen Zentralasiens, die zu dieser Zeit iranisch dominiert waren. Darauf verweisen auch Namen wie
Bamiyan (ein Ortsname im heutigen Afghanistan) oder
Gatha, was im Altpersischen so viel wie "Gesang" bedeutet. Die Religion der Bewohner Garagums ist übrigens sehr stark an den persischen Zorastrismus angelehnt: Hier glauben die Menschen, dass weder Feuer noch Erde durch die Verbrennung/Bestattung von Toten verunreinigt werden dürfen. Daher lässt man die Verstorbenen auf Felstürmen zurück, wo sie von Vögeln gefressen und so in den Himmel getragen werden.
Ungewöhnlich ist, dass sich ganz in der Nähe Garagums eine Region namens Kush befindrt. Dieser Name beschreibt traditionell Nubien, eine Region im heutigen Sudan, südlich von Ägypten. Gewissermaßen würde das passen, da Kush und Akšu ähnlich nah beieinanderliegen wie das reale Kusch und Äthiopien. Es gibt allerdings auch eine Region in Syrien, die man früher Kush nannte.
Es ist jedoch nicht verwunderlich, dass sich das Deva Kush-Gebirge nahe Garagum befindet und der Sitz der Devanthar sein soll, denn der Name
Deva (oder
Daeva) bezeichnet in der persischen Mythologie "degradierte" Götter, die im Zuge der Einführung des monotheistischen Zorastrismus zu Dämonen degradiert wurde. Passt doch gut zu den Devanthar, oder?
Insgesamt finde ich die Namensgebung allerdings etwas zu einfach gehalten. Klar, bei Aram muss man grübeln, und das ist auch gut so, aber bei anderen Namen - Truria (von Etruria, dem Herzland der Etrusker) oder Garagum (s. o.) hätte sich Hennen durchaus etwas mehr Mühe geben können...