3. Interaktive Geschichte

Hier könnt ihr eigene Texte oder Bilder etc. vorstellen und darüber diskutieren
Vivenna

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Vivenna »

Aerandir hob nur sachte seinen Kopf als er spürte, dass Nath ebenfalls das Gestrüpp umrundete und an ihm vorbeieilte. Es war kaum zu überhören, wie sehr der Koar an dieser Frau hängen mochte. Der Elf jedenfalls glaubte alle möglichen angestauten Gefühle in diesem Schrei zu hören. War sie womöglich doch seine Geliebte? Leicht verzog er seine Brauen. Doch er schwieg und hütete sich in diesem heiklen Moment seine Frage offen zu stellen sondern trat lediglich langsam an Naths Seite. Solange er sie nicht berührte, konnte er nicht sagen, ob sie lebte oder was mit ihr geschehen war. Anscheinend, schien das aber gar nicht mehr Notwendig zu sein. Er glaubte zu erkennen, wie Naths Hände flatternd über ihre Brust tasteten und nach ihrem Herzschlag fühlten. Wenige Augenblicke und ein erleichterter Atemzug brachten auch Aerandir die Erkenntnis, dass sie zum Glück nicht tot war. Beruhigen, sollte ihn diese Feststellung aber nicht, denn Ntha entdeckte etwas anderes, das sehr viel gefährlicher sein sollte…Nicht geflohen, als sie entdeckt wurde?
Der Elf wirkte beunruhigt. Er kannte einige Geschichten aus diesen Wäldern, doch sie waren seiner Heimat so fern, dass nicht alle Geheimnisse und Mythen bis zu ihm vorgedrungen waren. Er wusste nicht welche Gefahr hier lauerte, doch nun war er sich zumindest sicher, dass die Magie , die er spürte, niemals von Adhafera gekommen war.
“Nathirien…” Seine Hand legte sich auf die Schulter seines Gefährten. “ Was auch immer ihr passiert sein mochte, wir dürfen hier nicht bleiben…Dieser Wald hier ist von Magie durchtränkt…” Der Griff auf seiner Schulter verstärkte sich. “ Ihr sagtet sie hätte fliehen müssen? Das müssen wir auch…Oder jede Möglichkeit ihr oder euren Kameraden zu helfen ist vertan…kommt…” In seinem Unterton, war die Dringlichkeit seiner Worte genau auszumachen. Aerandir hatte weder vor noch länger über der Schlafenden zu grübeln und mit seinem neuen Kameraden zu trauern noch auf diese Kreaturen zu warten, die jenen Zauber gesprochen hatten, der auf der Frau ruhte.
Abiane

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Abiane »

Aerandirs Hand legte auf seine Schulter. Der Elf drängte ihn, den Wald zu verlassen. Er schien die Anwesenheit der Y’denar auch zu spüren und hatte die richtigen Schlüsse gezogen. Nath wusste, dass ihnen nur wenige Augenblicke bleiben würden, bevor der erste Angriff erfolgte. Jede Sekunde, die sie im Wald der Kobolde verbrachten, brachte ihrer beider Leben mehr in Gefahr. Unschlüssig sah er auf das Gesicht seiner Liebe hinab. Wenn er einfach hier sitzen blieb, konnte er wenigstens ihr Schicksal teilen und damit einen Teil seiner Schuld tilgen. Aerandirs Worte hörte er kaum noch. Es wäre so leicht…
Doch der Griff um seine Schulter verstärkte sich immer weiter, bis ihn der Schmerz zwang, den Blick zu heben. Er wollte dem Elfen antworten, doch die Worte verließen seinen Mund nie. Stattdessen starrte er angestrengt in den Wald. Ihm war, als hätte sich zwischen den ausgemergelten Schwarzbeerensträuchern zu seiner Linken eine dunkle Silhouette bewegt. Er sah genauer hin. Aber da war nichts als der dunkle Umriss eines Baumstumpfs. Hatte er sich das eingebildet? Die Sekunden verstrichen, aber alles blieb ruhig. Seine Nerven waren überspannt, das war alles! Nath schüttelte die Hand des Magiers ab und stand auf. Gerade wollte er sich das Laub von der Hose klopfen, da sah er aus dem Augenwinkel erneut etwas zwischen Bäumen – viel näher als vorhin! Wieder erstarrten die Schatten unter seinem Blick, doch nun war er sich sicher: etwas war dort vorne. Und er wusste, was dieses Etwas war.
Auch Aerandir schien die Gefahr zu bemerken, denn er drängte ihn erneut zur Flucht.
Aber auch die Y’denar schienen erkannt zu haben, dass sie bemerkt worden waren. Sie verzichteten auf Heimlichkeiten und näherten sich jetzt ganz offen. Es waren fünf.
"Zu spät..." flüsterte Nath tonlos. Der Größte unter ihnen reichte Nath nicht einmal bis ans Knie und trotzdem bewegte er sich beunruhigend selbstsicher auf die beiden Männer zu. In der Hand des leicht buckeligen Wesens mit einer moosgrün und blassgrau gesprenkelten Haut lag ein abgebrochener Stalagtit. Die daran mit geflochtenem Gras befestigten Talismane aus Holz und Knochen klapperten nun bei jedem Schritt. Warum hörte er das erst jetzt? Auch um den Hals des Kobolds waren geflochtene Bänder aus Rinde und Gras geschlungen, an denen kleine Holztäfelchen mit eingeritzten Symbolen befestigt waren. Ein Schamane?
Dieser Anblick jagte Nath einen Schauer über den Rücken und ließ ihn einen halben Schritt zurückweichen. Nein, er würde nicht hierbleiben und auf den Tod warten! Er würde Adhafera hier heraus holen! Nun rückten auch die anderen Y'denar in einem weiten Halbkreis vor. Nath's Hand tastete nach dem erbeuteten Schwert, seine Füße suchten einen sicheren Stand. Einer der Kobolde rief ihnen etwas zu, das für Nath nur eine unverständliche Mischung aus Klicken und gutturalen Lauten war. Es klang bedrohlich... Der Koar schüttelte den Kopf - er verstand kein Wort, aber hier würde er nicht sterben! Die Klinge fuhr aus der Stoffschlinge. Der Schamane blieb stehen und hob den Stab. Begleiter hielten ebenfalls inne. Kaum fünf Schritt trennten sie noch von Adhafera. Irgendetwas stimmte hier nicht, stimmte ganz und gar nicht! Nath blickte sich nervös um. Warum waren die Y'denar nur zu fünft und warum gingen sie das Risiko ein, sich offen zu zeigen? Es mussten noch mehr in der Nähe sein. Der Blick des Anführers richtete sich auf Nath. Schwarze Augen, die ihn an Glasmurmeln erinnerten, fixierten den Koar. Wären die Augen nicht gewesen, Nath hätte geglaubt, einem rissigen Stein gegenüberzustehen. Unzählige Falten und Runzeln überzogen das Gesicht des Schamanen. Es war unmöglich in diesem Gesicht zu lesen. Der Alte wiederholte die Worte seines Begleiters - langsam und bemüht deutlich. Wieder schüttelte Nath den Kopf. "Ich verstehe dich nicht", zischte der Koar und hob seine Klinge, "und ich bin mir nicht sicher, ob ich das überhaupt will!" Der Schamane schnaubte nur ärgerlich und sah zu dem Elfen hinüber. Er richtete seinen Stab auf Aerandir und fauchte etwas Unverständliches.
Vivenna

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Vivenna »

Aerandir drückte die Schulter des anderen fester. Er selbst hatte bereits die Veränderungen in ihrer Umgebung gespürt. Irgendetwas näherte sich ihnen. Lautlos… Sie mochten sich vor seinen Augen und seinem Gehör verbergen doch seiner Magie konnten sie nicht trotzen. Der Elf fühlte die kleinen Bewegungen um sie herum. Nicht nur von hinten schienen sich zwielichtige Gestalten zu nähern sondern von allen Seiten.
“ Nathirien! „ Sein Tonfall gewann an Schärfe. Noch länger und sie würden, gleich der Frau, dort am Boden liegen ohne eine Aussicht in absehbarer Zeit wieder zu erwachen.
Endlich, endlich drehte sich der Koar aber zu ihm. Aerandir fühlte, wie sich die Muskulatur unter seinen Fingern bewegte und lockerte seinen Griff ein wenig. Loslassen wollte er ihn noch nicht, falls er ihn noch selbst über die Schulter werfen müsste…Erst als sich Nath aus seinem Griff wand und dabei war aufzustehen glitt sie von ihr.
Einige lange Herzschläge vergingen, in denen ein leichter Wind durch die Baumwipfel wehte und den Klang des Waldes mit sich trug. Ein Rauschen und Rascheln, gleich einem dunklen Raunen drang in seine Ohren. Aerandir wurde nervös.
„ Seht ihr sie?“ hauchte er so leise wie nur möglich, weil er glaubte diese Wesen würden jedes einzelne Wort verstehen können. Noch immer wollte seine Magie die Kobolde nicht richtig greifen. Er glaubte sie vor sich zu erahnen, doch sie verschmolzen so perfekt mit ihrer Umgebung, dass er sich unmöglich sicher sein konnte. Es ließ seine Sorge nur noch wachsen. „ Kommt jetzt….“ Zischte er, in derselben leisen Tonlage wie zuvor. Er wollte noch etwas hinzufügen, als die nächsten Worte des Koar seine im Keim erstickten. Aerandir wurde blass. Seine Blick flackerte, Unglaube stand auf seinem Antlitz, dann presste er die Kiefer zusammen und wandte sich in die Richtung. Seine komplette Haltung spannte sich, als seine Magie die Wesen endlich nur wenige Schritte vor ihnen erreichte.
„ Großartig…“ grollte er leise. Es war kaum zu überhören, wem er nun die Schuld an ihrer Lage gab.

Die Wesen sprachen zu ihnen. Aerandir runzelte die Stirn, während Nath bereits einen halben Schritt zurücktrat und sich vor Adhafera aufbaute. Er verstand die Worte nicht, doch er glaubte, dass die Sprache so Alt sein mochte, wie der Wald selbst in welchem diese Geschöpfe lebten. „ Was sind das für Wesen…“ hörte er sich sagen. Er konnte ihre Umrisse erkennen, viele Feinheiten, doch die wohl Größten blieben ihm verborgen. Er sah nicht ihre graue, Steindicke Haut, nicht die schwarzen Augen und die Vorwurfsvollen Blicken, die sie ihnen zuwarfen. Nur in der Stimmlage ihres Anführers, Aerandir stufte den, der sich ihnen bis auf wenige Schritte genähert hatte, als diesen ein, hörte er nur allzu deutlich die Abneigung gegen sie. „ Ich möchte es auch nicht wissen…Wobei…ich ahne dass wir hier unerwünscht sind….“ Murmelte er. Der Ärger war aus seiner Stimme gewichen. Nun klang er konzentriert und überlegt…
Zu seiner Seite hatte Nath bereits sein Schwert gehoben. Für den Elfen stand es außer Frage, dass der Koar nicht zögern würde sie auch zu benutzen. Allein um seine Liebste zu retten.,,,
Aerandirs Muskeln spannten sich. „ Wartet…Lasst nicht euer Schwert sprechen….Es wird uns nicht helfen…“ hauchte er. Nun war er es, der ebenfalls einen kleinen Schritt zurückwich. Während er sprach, tastete er bereits nach der Magie die ihm innewohnte. Wie ein steter Pulsschlag floss sie durch seinen Körper. Ein Wort der Macht würde genügen. „ Es ist, als würde sich die Magie des Waldes gegen uns richten…..Nehmt sie und lauft….so schnell euch eure Füße tragen mögen….ich folge…“
Als währen seine Worte, der Beginn des Kampfes hob der Kobold seinen Stab. Die krächzende, dunkle Stimme erhob sich, laut und herrschend. Aerandir verengte die Augen. Das Wort der Macht war nur Geflüstert, doch seine Folge glich einem Sturm der über die Lichtung wehte und gegen die Kobolde stürmte. Obwohl sie aus Stein waren, verloren diejenigen, die der unmittelbaren Kraft ausgesetzt waren, hilflos ihren Halt und wurden in das Dickicht geworfen. Nath handelte ebenso rasch.
Aerandir sah wie er das Schwert in die Luft warf. Sicher machte er einen Satz nach vorn. Griff die Klinge und nahm ihr ihren Schwung indem er den Stahl um sein Handgelenk drehte und die Spitze augenblicklich auf einen der Kobolde richtete, der seinem Angriff entkommen war und mit zitternder Hand ein Knochenmesser ausgestreckt in seine Richtung hielt. „ Das würde ich lassen…“
Abiane

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Abiane »

Plötzlich erstarben alle Geräusche rund um ihn herum. Als würde der Wald selbst die Luft anhalten. Nath blickte sich um. Ihm war klar, dass er seine Position im Moment die denkbar schlechteste war: Zwischen zwei Magiern, die im Begriff waren, ihre Kräfte zu messen. Als er sah, wie Aerandir sich vor dem drohend erhobenen Stab des Schamanen einen Schritt zurückzog, ahnte er, dass das alles andere als ein Rückzug war.. Es war die Ruhe vor dem Sturm, das tiefe Luftholen vor dem Sprung.
Der Elf raunte ihm etwas zu. Was hatte er gesagt? Er solle Adhafera nehmen und verschwinden? Nur zu gerne leistete der Koar dieser Aufforderung Folge. Gab sie ihm doch Gelegenheit, rechtzeitig aus dem Gefahrenbereich zu gelangen. Langsam stieg er rückwärts über Adhaferas reglosen Körper hinweg. Den Schamanen ließ er dabei nicht aus den Augen.
Er wollte gerade das Schwert wieder in die Stoffschlinge schieben, als der alte Kobold plötzlich seinen Stab hob und in seiner fremdartigen Sprache einen bedrohlichen Singsang zu intonieren begann. Die Glieder des Koar wurden plötzlich bleischwer und Nath fühlte sich so müde, als hätte er seit drei Tagen nicht geschlafen... Seine Augenlider mochten ihm nicht mehr gehorchen... Das mussten die Auswirkungen des gleichen Zaubers sein, der bereits seiner Gefährtin zum Verhängnis geworden war! Panik überfiel ihn. So durfte es nicht enden! Mit aller Kraft stemmte er sich gegen den Drang, die Augen zu schließen. Trotzdem war er unfähig, sich dagegen zu wehren. Schon begannen seine Beine nachzugeben, das Schwert drohte seinen Händen zu entgleiten. Da riss ihn ein unvermittelter Windstoß mit Macht von den Füßen. Er stürzte direkt auf Adhafera zu und schaffte es gerade noch rechtzeitig, die Klinge fortzuwerfen, bevor sie die Koari durchbohren konnte. Mit seinem ganzen Gewicht landete er auf seiner Gefährtin.
Benommen rappelte er sich auf, zog Adhafera auf seine Schulter und stolperte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Sein Kopf schmerzte, seine Gelenke fühlten sich an als wären sie alle einzeln aus dem Gelenk gerissen worden, aber er war wenigstens wieder halbwegs wach und Herr seiner Sinne. Was zum Henker war das bloß gewesen?
Als er aufsah, stand die Lösung des Rätsels vor ihm: Aerandir.
Der Elf hatte das Schwert aufgefangen und hielt jetzt den letzten verbliebenen Kobold in Schach. Vor Überraschung blieb Nath einfach stehen. Es war einfach nicht zu glauben! Seine Haltung, die perfektes Gleichgewicht verriet, der entspannte Griff um das Heft der Klinge, die sich keinen Millimeter bewegte… all das verriet dem Koar, dass Aerandir bei weitem nicht so wehrlos war, wie er auf den ersten Blick schien…
„Lasst ihn! Y’denar sind nicht gut zu Fuß und den Schamanen scheint es etwas heftiger erwischt zu haben! Das müssen wir nutzen!“, rief er dem Elfen zu und machte sich so schnell es mit seiner Last auf dem Rücken ging auf den Weg. Reden konnten sie später… und es gab einiges, worüber er sich mit Aerandir unterhalten wollte…
Vivenna

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Vivenna »

Das Knochenmesser zuckte ihm entgegen. Aerandir zweifelte nicht daran, dass der Kobold mutig genug war, ihn auch damit anzugreifen, doch sein Vorhaben würde seinen Tod bedeuten. Die Klinge war weit größer als der Leib, der sich vor ihm aufbaute. Der Elf brauchte nur mit seinem Handgelenk zucken und der Kopf der Kreatur möge von seinem Körper getrennt werden. Doch er trat nicht weiter vor. Es schien, als wolle er ledigleich verhindern, dass Aerandir einen Hieb vollführte oder noch einmal nach seiner Magie griff. Er lächelte schmallippig. Der Kobold wollte ihn hinhalten, bis er Priester zu Kräften gekommen war…Er konnte die Zauber weben, die jeden Unglücklichen in den tiefen Schlaf zogen.
Durch seine Magie bemerkte wie sich ein kleiner Haufen im Dickicht sammelte. Offenbar halfen sie grade dem besagten Zauberweber auf die Beine. Aerandir trat einen weiteren Schritt zurück, dann vernahm er Naths Stimme. An seiner Lautstärke erkannte er, dass sich der Koar bereits entfernte. Gut, Aerandir verspürte wenig Lust darauf zu warten bis der Schamane zu Kräften gekommen war und ließ die Klinge sinken. „ Wagt es nicht uns zu Folgen….“ Hauchte er in Richtung des Koboldes, dann wandte er sich um und rannte den Weg hinab, den Nath bereits eingeschlagen hatte. Seine Magie wieß ihm den Weg. Er konnte die beiden vor sich erkennen. Trotzdem schlugen ihm nicht wenige Äste ins Gesicht. Sie ließen ihn etwas zurückfallen, hinterließen, feine hauchdünne Schrammen auf seiner Haut. Der Weg unter seinen Füßen war uneben und erschwerte seinen Lauf zusätzlich. Nicht selten stolperte er über verborgene Erdlöcher oder tückisches Wurzelwerk, dass seiner Magie verschlossen war. Aerandir fluchte still. Der Weg strengte ihn mehr an , als er sich zugestehen wollte. Doch an eine Rast war nicht zu denken. Er würde Nath verlieren und auch wenn er so eben ein Paradebeispiel fleischgewordener Arroganz war, so hatte er unter der Überzahl dieser Waldgeister keine reelle Möglichkeit zu bestehen. Der Elf beschleunigte seinen Schritt also noch einmal. Und langsam, wich aus das Gefühl der beklemmenden Magie. Die Dunkelheit verging und vor ihnen, brachen die ersten grellen Sonnenstrahlen wie Lichtspeere durch das Blätterwerk.
Abiane

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Abiane »

Adhafera schien bei jedem Schritt schwerer zu werden. Das Gebiet der Y’denar lag schon weit hinter ihm, trotzdem veränderte er weder sein Tempo noch nahm er Rücksicht auf den Elfen, der etwas hinter ihm zurückgeblieben war. Aerandir hatte bewiesen, dass er auf sich selbst aufpassen konnte, dann sollte er das auch gefälligst tun! Er hatte jetzt andere Sorgen.
Um sich von seinen schmerzenden Beinen abzulenken, rief er sich im Laufen die vielen Trainingsstunden in Erinnerung, in denen er mit seiner mit Sand gefüllten Schlafmatte auf dem Rücken neben seinem Meister vermeintlich sinnlos durch den Wald gekeucht war. Nicht, dass er es gewagt hätte, die Trainingsmethoden des alten Bewahrers offen anzuzweifeln, doch damals hatte er sich nicht vorstellen können, dass diese Schinderei etwas anderem dienen könnte als der Zurschaustellung seiner eigenen Schwäche. Er hatte sich immer eingebildet, es sei eines Bewahrers unwürdig, das eigene Leben und damit sein überlegenes Wissen aufs Spiel zu setzen, um jemand anders als sich selbst zu retten. Niemals wäre er auf die Idee gekommen, er könnte in eine solche Lage geraten!
Schwer atmend aber ohne langsamer zu werden setzte der Koar über einen moosbewachsenen Baumstamm. Yilduns Training hatte ihm Ausdauer und Härte verliehen, das war ihm bewusst. Doch nie zuvor war er in der Verlegenheit gewesen, dies auch unter Beweis stellen zu müssen.
Den Blick auf den Boden geheftet suchte er nach dem Weg, der ihn zu dem Ort zurückführen würde, an dem das Unglück seinen Lauf genommen hatte.
Da! Die Spur, die Adhafera und er im Unterholz hinterlassen hatten, war leicht zu entdecken. Abgeknickte Äste, zertrampelte Pilze und ein zerstörtes Ameisennest zeigten ihm den Weg zu dem kleinen Weiher. Und da war noch etwas: neben ihm sammelte sich das Wasser zu einem kleinen Rinnsal und strebte eine flache Böschung hinab auf ein plätscherndes Geräusch zu. Nath wurde etwas langsamer, um auf dem aufgeweichten und von Blättern bedeckten Untergrund nicht auszugleiten.
Erleichtert ließ er Adhafera schließlich neben dem Teich auf ein Stück dicht mit Moos bewachsenen Waldbodens sinken. Sie war so blass! Die grauen Linien, die ihre ansonsten makellose Haut verunzierten, waren etwas schwächer geworden, aber immer noch gut zu erkennen. Liebevoll strich Nath der Koari einige wirre Haarsträhnen aus dem Gesicht und ließ seine Finger dann sanft über ihre Wange streichen. „Ich mache das wieder gut, Adhafera. Alles wird gut werden, das verspreche ich dir! Du musst nur durchhalten, hörst du? Bitte verlass mich nicht!“, flüsterte er. Der junge Koar beugte sich über die Bewahrerschülerin und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. Mit feuchten Augen und heiser vor ungeweinten Tränen setzte er hinzu: „Ich liebe dich doch…“
Hinter ihm näherten sich fast unhörbare Schritte. Aerandir. Hastig richtete sich Nath auf und blickte dem Elfen entgegen. Dieses Mal würde er sich nicht mit ein paar kryptischen Andeutungen abspeisen lassen! „Gut gefangen, verehrter Elf!“ bemerkte er zynisch und sah Aerandir dabei herausfordernd an.
Vivenna

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Vivenna »

Im letzten Moment setzte Aerandir über den Baumstamm hinweg der vor ihnen den Weg blockierte. Nath war schon weit vor ihm. Er musste seine Magie noch weiter ausstrecken um ihn überhaupt noch fassen zu können. Es war zwar möglich sich mit ihr auch ohne Augenlicht zu bewegen , doch ebenso gefährlich. Kleine Wurzeln erschlossen sich ihm nur zum Teil und rutschige Flächen oder gar Wasser gar nicht. So sah er auch nicht die rutschige Uferböschung die Nath bereits passiert hatte und unweit der zum Stehen geblieben war. Der Fuß des Elfen trat auf den weichen Untergrund und brach zur Seite.
Aerandir keuchte erschrocken, griff blind zur Seite um irgendwo Halt zu bekommen und fand ihn an einem dickeren Ast zur seiner Seite.
Sein Atem ging noch einen Augenblick lang bebend, dann zog er sich in einen sicheren Stand zurück und achtete darauf sein Gleichgewicht auf beiden Füßen gleichmäßig zu verteilen.
So für mögliche matschige Untergründe gewappnet, schritt er langsam zu seinem neuen Gefährten und dessen Liebsten. Von dem Schrecken war auf seinem Antlitz nichts mehr zu erkennen. Bar jeder Emotion sah er einen Moment in sein Gesicht, dann lächelte er schmal. “ Vielen Dank….Auch wenn euer Kompliment leider seine Wirkung verliert . Der Zynismus in eurer Stimme ist unüberhörbar.” Aerandir hob seine Brauen. “ Es war Glück, dass ich es gefangen habe…” Und um seiner Worte Lügen zu strafen hob er das Schwert an, ließ es noch einmal locker um das Handgelenk wirbeln und reichte es dann dem Koar mit dem Griff voran. “ Danke für euer Vertrauen …”
Abiane

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Abiane »

„Glück?“ Nath erwiderte den ausdruckslosen Blick der blinden Augen mit ungläubigem Kopfschütteln.
„Ihr fangt ein Schwert, das ich nicht einmal bewusst in Eure Richtung geworfen habe mit einer Hand, wendet es im selben Augenblick zielgenau gegen den einzigen noch stehenden Kobold auf der Lichtung und redet von Glück? Für wie dumm haltet ihr mich eigentlich, Aerandir?“ Es kränkte ihn, dass dieser überhebliche Elf eine so plumpe Ausrede für seine ungewöhnlichen Fähigkeiten gewählt hatte.
Er warf einen kurzen Blick auf das Heft des Schwertes, das ihm Aerandir mit einer eleganten Drehung entgegen hielt und irgendeinen höflichen Unsinn über Vertrauen faselte. Es war eine gute Waffe. Selbst wenn sein ehemaliger Besitzer keinen Wert darauf gelegt hätte, der sorgfältig ausbalancierten Klinge mit fein geschwungenen Einlegearbeiten an Heft und Parierstange noch mehr Glanz zu verleihen, wäre sie eines Adeligen würdig gewesen. Trotzdem war das Schwert des Grenzwächters nicht mit seinem eigenen vergleichbar. Geschweige denn, dass es Yilduns wertvoller Klinge hätte das Wasser reichen können.
Ein verschlagenes Lächeln zierte sein Gesicht, als er dem Elfen antwortete: „Behaltet es. Es zählt nicht gerade zu den besten Schmiedearbeiten, die mein Volk jemals geschaffen hat. Außerdem schließe ich aus der Art, wie Ihr damit umgeht, dass ich längst tot wäre, würde das Vertrauen, von dem ihr gesprochen habt, nicht auf Gegenseitigkeit beruhen.“ Nath machte eine Pause, um Aerandirs Reaktion auf seine Worte zu beobachten.
Vivenna

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Vivenna »

Aerandir zog nachdenklich seine Brauen zusammen. Er hielt Nath keinesfalls für dumm, vielmehr, ihm war so ein Gedanke niemals in den Sinn gekommen. Doch auch wenn Aerandir Übung darin hatte, sich in seiner Dunkelheit zurecht zu finden und aus vielen Tonfällen und Syntax schließen konnte in welchem Gemütszustand sich sein gegenüber befand , es passierte es nicht selten , dass er selbst einen falschen Ton anschlug. Unbewusst, ebenso wie es nicht Teil seines Bestreben war zumeist unnahbar oder Kalt zu wirken. Womöglich hatte auch Nath ihn falsch verstanden.
Er neigte leicht seinen Kopf. Das er überlegte, war nur zu deutlich auf seinem blassen Zügen zu erkennen. „ Ich wollte nicht unhöflich sein...“ begann er schließlich langsam. Ein feines Kopfschütteln sollte unterstreichen wie fern es ihm lag den Koar beleidigen zu wollen. „ Es ist nicht ungefährlich für mich meine Fähigkeiten auszuplaudern...“ Doch...vielleicht war es besser einen Schritt auf den Koar zuzugehen. Vor nicht wenigen Augenblicken hatte er gespürt, wie zuwider seinem Gegenüber Magie war und dennoch hatte er zugelassen das Aerandir seine Wunde versorgen konnte. Er schürzte die Lippen, dann seufzte er leise. „ Mein Element ist der Wind....Ich vermag ihn zu kontrollieren....Er lässt mich meine Umgebung erkennen....grob...Aber das ermöglichte mir einige Lektionen im Umgang mit dem Schwert zu erlernen....“ Prüfend wog er das Gewicht der Klinge. Die Arbeit war nicht perfekt. Aber sie mochte reichen um sich im Ernstfall zu verteidigen. Langsam zog er sie zu sich zurück. „ Ich kann mich verteidigen...Wenn auch nicht perfekt“
Der Elf sah auf. Es war das erste Mal, dass er einem Fremden von seinen Fahägkeiten erzählte noch bevor sie überhaupt ein paar Tage zusammen gereist waren. „ Ich hoffe ich muss mein Vertrauen in euch nicht bereuen...“
Abiane

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Abiane »

„Ihr seht… mit dem Wind? Wie soll ich mir das vorstellen?“ hakte Nath nach. Von dieser Art Magie war ihm noch nie etwas zu Ohren gekommen. Nicht, dass er sich mit Magie besonders gut auskennen würde, er war ja nicht einmal in der Lage schwächere Zauber zu spüren. Aber in seinem eigenen Volk gab es ebenfalls herausragende Magier, die die Elemente beherrschen konnten… nur wäre es für einen Koar undenkbar, eine solche Macht einem Blinden in die Hände zu legen. Dies war allein den Bewahrern vorbehalten.
Nath musterte Aerandir nachdenklich. Der Elf hatte mit diesem Geständnis den einzigen Vorteil aus der Hand gegeben, der ihm gegen den Koar geblieben war: unterschätzt zu werden. Das Vertrauen, das ihm Aerandir damit entgegenbrachte, war wirklich gewaltig. Trotzdem konnte er es sich nicht verkneifen, die Behauptung des Elfen auf die Probe zu stellen. Irgendwie war er noch nicht ganz überzeugt…
Lautlos und ohne sein Gegenüber aus den Augen zu lassen, ging Nath in die Knie. Er tastete nach einem dünnen Ast zu seinen Füßen und riss ihn unvermittelt hoch. Das biegsame Holz schnellte auf Aerandirs Arm zu. Jetzt würde sich zeigen, wie gut der Elf wirklich war...
Gesperrt