Die Legende von Feoras

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*ĶٱŁأẲЙ^*

Die Legende von Feoras

Beitrag von *ĶٱŁأẲЙ^* »

Prolog: Die Prophezeiung

Diese Nacht sollte kühler sein als die anderen Nächte und sie sollte Veränderungen mit sich bringen. So hatte die Schamanin ihm es prophezeit. Gahdra-en saß in Gedanken versunken auf seinem Thron und dachte immer wieder an die Worte der Schamanin. Was sollte so Gravierendes in dieser Nacht passieren, das für ihn und seinem Volk den Untergang bedeuten konnte? Er, der König der Enrogs, besaß eine siebentausend Mann starke Armee, die jederzeit kampfbereit war. Er könnte die Menschen, Zwerge und ja vielleicht sogar die Elfen angreifen. Bei diesem Gedanken entspannte er sich wieder ein wenig. Doch der Gedanke an diese Prophezeiung ließ ihn nicht los. Er schickte nach der Schamanin und bat sie zu sich in den Thronsaal. Sie war sehr alt und doch die Mächtigste ihres Volkes, selbst mächtiger als ich, dachte der König. Dieser Gedanke gefiel ihm nicht, dass es eine Person gab, die mehr Macht hat als der König. Er hätte sie schon im Schlaf umbringen lassen, doch sie war unentbehrlich, da sie eine sehr gute Heilerin und dazu noch die beste Kampfmagierin im Lande war. Als die Schamanin den Saal betrat, zog ein kühler Luftzug über Gahdra-en hinweg und ihm lief ein eisiger Schauer den Rücken hinunter. Sie war die einzige Person, die es nicht für notwendig hielt, sich vor dem König zu verbeugen. Jedem anderen hätte er bei einer derartigen Beleidigung schon eigenhändig den Kopf abgeschlagen, doch bei ihr wagte er es nicht. Mit verstellt freundlicher Stimme sagte er zu Gar-loem: „ Es ist mir eine Ehre, dich in meinem Thronsaal zu begrüßen.“ Sie überging dies und fragte mit krächzender Stimme: „Was willst du von mir, dass du so spät noch nach mir schickst?“ Sein Unterkiefer knackte bedrohlich. Dies tat er immer, wenn er sich zusammenreißen musste. Mit nun kühlerer Stimme sagte er: „Vor ein paar Tagen hattest du mir prophezeit, dass heute um Mitternacht ein Ereignis geschieht, was den Untergang unseres Volkes bedeutet. Doch du wolltest mir nicht verraten, was genau passiert. Nun bitte ich dich noch einmal, mir zu verraten, was genau passieren wird.“ Nachdem er geendet hatte, wartete er auf eine Reaktion der Schamanin. Doch sie stand nur da und blickte ins Leere. Ihm fiel auf, dass ihre Augen ungewöhnlich glasig waren. Er befürchtete schon, dass sie gerade vor seinen Augen gestorben sei. Doch dann regte sie sich und blickte zu ihm auf, da sein Thron etwas höher lag, als der Rest des Saals. Sie sprach sehr leise, fast als wenn sie nur zu sich selbst sprechen würde. Gahdra-en hatte große Probleme, sie überhaupt zu verstehen. „Heute, um Mitternacht, wird ein Menschenjunge geboren, er wird in Armut aufwachsen und doch wird er eine gute Ausbildung bekommen. Er wird die verschiedenen Völker dieses Landes besuchen. Überall wird man ihn herzlich empfangen, da er von allen Völkern lange erwartet wurde. Elfen werden ihn zum besten Schwertkämpfer des Landes machen. Er wird den Mut eines Zwergen-Kriegers besitzen. Er wird dich und deine Armee herausfordern.“ Als sie geendet hatte, herrschten kurz Stille. Doch dann brach der König in schallendes Gelächter aus. Auf der Stirn der Schamanin bildete sich eine Falte, doch es schien, dass Gahdra-en dies nicht bemerkt hatte. Als er sich wieder fing, schaute er die Schamanin direkt an und fragte sie mit amüsierter Stimme: „Ist das dein Ernst? Ein Menschenjunges fordert mich und meine Armee heraus? So soll unser Untergang aussehen?“ Doch Gar-loem antwortete nicht, machte kehrt und verließ den Saal, ohne ein weiteres Wort. Als er ihr nachsah, wusste er, dass dies ihr Ernst war. Gahdra-ens Magen knurrte bedrohlich. Er befahl seinen Dienern, die Tafel zu decken. Nur die Enrog-Fürsten, die bei ihm am Hof lebten, hatten die Ehre, mit dem König zu speisen. Es waren insgesamt zwölf Fürsten, die mit ihm an der Tafel saßen. Ein paar Kobolde mit schweren Silbertabletts betraten den Speisesaal. Es wurde frisches Menschenfleisch serviert. Diese Menschen waren erst gegen Mittag gefangen worden. „Sie waren wahrscheinlich in der Wüste auf der Jagd nach Ruxvaes“, erzählte Gahdra-en amüsiert. „Dummes Volk, warum trauen sie sich auch soweit in unser Gebiet vor?“, fügte er noch hinzu. Nachdem der König sich am späten Abend noch mit einem seiner Weiber amüsiert hatte, ging er schlafen. Doch um Mitternacht riss es ihn aus dem Schlaf. Er hatte von der Geburt eines kleinen Menschenjungen geträumt. Unwillkürlich musste er wieder an die Prophezeiung der Schamanin denken. Sollte sie sich bewahrheitet haben?

Kapitel 1
Viele hunderte Meilen entfernt erblickte in diesem Augenblick ein Menschenjunges das Licht der Welt. Arwin ging um das Bett und legte Finya sanft ihren Sohn in die Arme. Aus Finyas Augen quollen große Tränen der Freude, dass sie nach all den Monaten endlich ihren Sohn in den Armen halten konnte. Die Tür schwang auf, beide Frauen zuckten zusammen und Arwin machte einen Schritt nach hinten. Yaris stand in der Tür und hinter ihm tummelten sich mehrere Leute, die unbedingt einen Blick auf das Neugeborene erhaschen wollten. Yaris suchte das Zimmer ab. Er sah seine Frau und war mit zwei großen Schritten neben ihr am Bett. Als er sich niederkniete und seinen Sohn sah, füllten sich auch seine Augen mit Tränen, doch er konnte sich noch beherrschen und wischte sie mit dem Ärmel ab, da Tränen bei Männern als Zeichen der Schwäche galten. Jetzt, da Yaris nicht mehr in der Tür stand, drängten mehrere Frauen und Kinder hinein. Alle wollten den kleinen Jungen sehen oder Finya gratulieren, da eine Geburt immer etwas Besonderes in Ardeà war. Doch Arwin, die Heilerin des Dorfes, schaffte es, die Menschenmenge nach und nach aus dem Zimmer zu scheuchen. Sie schloss die Tür. Die vier waren nun wieder alleine in dem Raum. „Habt ihr schon einen Namen für den Jungen?“, fragte Arwin. Finya öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Yaris war schneller. „ Er soll Feoras heißen, genau wie mein Vater“, bestimmte er. Arwin sagte nichts, doch nachdem Finya mühselig aufgestanden war, blickte sie zu Yaris und sagte lächelnd: „Ja, er soll Feoras heißen. Der Name gefällt mir.“ Während Arwin bei Feoras zurückblieb, gingen Yaris und Finya hinaus, wobei Yaris seine Frau noch stützen musste, da sie nach der Geburt noch sehr geschwächt war. Die beiden blieben vor einer Traube Menschen stehen, die sich vor der kleinen Hütte gebildet hatte, die auf einem kleinen Hügel abseits des Dorfes stand. Viele der Männer hielten Fackeln hoch über die Köpfe der anderen, damit sie etwas erkennen konnten, da die Dunkelheit das Dorf schon völlig verschluckt hatte. Finya bemerkte, wie stolz ihr Mann war. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Die beiden wurden von allen Seiten her beglückwünscht. Doch nachdem es sich herumgesprochen hatte, dass der Junge Feoras hieß, löste sich die Menge langsam auf. Arwin kam zu den beiden hinaus und legte Finya vorsichtig das Neugeborene in die Arme. Dann ging auch sie. Arwin drehte sich nochmal um und sagte zu den beiden: „ Wenn irgendwas ist, ihr wisst, ich bin immer für euch da.“ Yaris und Finya nickten ihr dankend zu, dann verschwand sie in der Dunkelheit. In ihrer Hütte legte Finya Feoras vorsichtig in das kleine Bettchen, das Yaris am Vortag selbst gebaut hatte. Beide waren zu erschöpft, noch irgendwas zu machen und legten sich schlafen. Doch die Nacht hielt nicht besonders lange an, da sie schon sehr früh am Morgen durch Feoras Schreie geweckt wurden. Finya kümmerte sich den Tag über um Feoras und den Haushalt, während Yaris zu seinem Laden ging, der sehr zentral im Dorf lag. Er war der Metzger des Dorfes. Da Ardeà sehr klein war, kannte man sich untereinander sehr gut. Yaris und Finya zählten nicht zu den Wohlhabenden des Dorfes, trotzdem waren sie sehr beliebt unter den Bewohnern.
Mit der Zeit wurde Feoras älter und wuchs zu einem kräftigen Jungen heran. Er hatte strohblonde Haare, seine Augen waren kastanienbraun wie die seiner Mutter. An seinem fünfzehnten Geburtstag bekam Feoras von seinen Eltern ein schlichtes Schwert aus Eisen. Es war an manchen Stellen schon verrostet. Dennoch freute Feoras sich über dieses Geschenk. Reed, sein bester Freund, war ein eher schlaksiger Junge mit dunkelblonden Haaren und ebenfalls braunen Augen. Da er auch so ein Schwert besaß, zogen die beiden manchmal stundenlang durch den Wald, der das Dorf umschloss. Sie kämpften gegen unsichtbare Feinde, droschen auf Büsche und Äste ein oder kämpften gegeneinander. Dabei bemerkten sie oftmals gar nicht, wie weit sie sich vom Dorf entfernten. Als das Geäst dichter wurde und die Blätter der Bäume ein dunkles Grün annahmen, sagte Reed: „Feoras, wir sollten umkehren, wir sind schon wieder viel zu weit in den Wald gegangen und außerdem wird es dunkel.“ Doch Feoras war gerade in einen Kampf mit einem unsichtbaren Drachen verwickelt und hörte seinen Freund nicht. Reed blieb stehen und beschloss, ihm nicht zu folgen. Doch als Feoras im Geäst verschwand, bekam er Angst und rannte ihm hinterher. Reed brauchte ein wenig, bis er ihn fand. Feoras hatte seinen Kampf mit dem Drachen beendet und stand vor einem riesigen Höhleneingang. Reed trat an seinen Freund heran. Die beiden blickten einen Moment auf den Eingang. Reed fragte: „Warum haben wir so eine große Höhle bisher nie entdeckt?“ Doch Feoras überhörte dies und ging auf die Höhle zu. Er sagte über die Schulter: „Komm mit Reed, oder traust du dich nicht?“ Bevor Reed irgendwas erwidern konnte, war Feoras in der Dunkelheit verschwunden. Reed blickte sich um. Es dämmerte bereits. Er konnte doch seinen Freund nicht alleine dort hinein gehen lassen. Er beeilte sich, um Feoras wieder einzuholen. Er fand ihn nicht weit vom Eingang. Feoras kniete vor etwas. Reeds Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen, bevor auch er es erkennen konnte. Dort lag ein toter Hirsch. Etwas stimmte nicht an diesem Bild. Als er genauer hinsah, erkannte er, dass Vorder- und Hinterläufe des Hirsches in einem eigenartigen Winkel zueinander lagen. Es sah so aus, als wäre er aus einer sehr großen Höhe gestürzt. Feoras richtete sich auf. „Komm Reed, lass uns tiefer in die Höhle hineingehen und uns dort noch ein wenig umsehen!“ Reed wollte ihm widersprechen, doch in Feoras Gesicht spiegelte sich die Abenteuerlust. Reed wusste, es wäre sinnlos, ihm zu widersprechen. Er hasste Feoras manchmal für seine Dickköpfigkeit, aber gleichzeitig bewunderte er auch den Mut seines Freundes. Die Höhle bestand aus einem einzigen großen Gang. Die beiden Freunde gingen schweigend nebeneinander her und bewunderten diese unheimliche Schönheit. An beiden Seiten des Ganges wucherten Pflanzen und Pilze wild aus dem Boden. Manche der Pflanzen trugen Blüten im leuchtenden Rot, andere waren giftgrün. Der Boden war von einer dünnen Moosschicht überzogen. Die beiden bogen um eine Ecke, und sahen am Ende des Ganges einen kreisrunden Raum. Erst als sie näher kamen, entdeckten sie ein merkwürdiges Gebilde inmitten des Raumes. Dort stand ein Torbogen. Wie es aussah, bestand er aus den schillerndsten Regenbogenfarben. Der Durchgang aber war tiefschwarz. Reed ging in einem großen Bogen um den Torbogen herum. Doch die andere Seite sah genau so aus. Feoras nährte sich langsam dem Torbogen. Je näher er kam, desto mehr Angst bekam er. Und doch schlug sein Herz langsam und gleichmäßig. „Ob es wohl an diesem Regenbogen liegt, dass ich so ruhig bin?“, fragte er sich. Er blieb nur wenige Fuß vor dem schwarzen Durchgang stehen. Es kam ihm vor, als würde der Regenbogen eine angenehme Wärme abgeben. Er streckte seine Hand langsam aus und tauchte sie durch den schwarzen Durchgang. Er hatte das Gefühl, er würde sie in Wasser tauchen. Doch Reed sagte mit unnatürlich hoher Stimme: „Feoras? Deine Hand taucht nicht auf der anderen Seite des Durchgangs auf.“ Ruckartig zog Feoras seine Hand aus dem schwarzen Vorhang zurück. Er stolperte und fiel rücklings zu Boden. Beim Aufstehen entdeckte er neben sich einen kleinen Stock. Er nahm ihn und warf ihn durch den tiefschwarzen Vorhang hindurch. Doch er erreichte die andere Seite nicht, sondern verschwand in der Dunkelheit. So etwas hatte Feoras noch nie gesehen. Jetzt verließ auch ihn der Mut und er entfernte sich hastig von dem Torbogen. Reed kam mit großen Schritten hinüber. „Können wir bitte nach Hause?“ Feoras nickte nur und die beiden verließen schweigend die Höhle. Draußen war bereits die Nacht hereingebrochen. Die beiden Freunde hatten sich gerade ein paar Schritt durchs dichte Geäst gekämpft, als ihnen mehrere Männer mit Fackeln und Äxten entgegenkamen. Es waren Männer aus dem Dorf, die sich auf die Suche nach den beiden gemacht hatten. Bevor der kleine Trupp die Jungen erreichte, flüsterte Feoras Reed ins Ohr: „Unsere kleine Entdeckung bleibt unter uns, klar?“ Reed nickte. Die Männer umringten die Kinder und Rothan, ihr Anführer, ein stämmiger Mann, mit einem zerzausten Bart und langen braunen Haaren sagte mit tiefer Stimme: „Was fällt euch ein, so spät noch im Wald herumzulaufen? Ihr solltet längst zu Hause sein. Eure Mütter haben sich riesige Sorgen um euch gemacht.“ Nachdem Rothan geendet hatte, signalisierte er den Männern mit einer kurzen Handbewegung, dass sie Feoras und Reed zurück ins Dorf bringen sollten.







Kapitel 2


Auch in den darauf folgenden Wochen behielten Feoras und Reed ihre Entdeckung für sich. Doch ab sofort mieden die beiden Kinder es, sich der Höhle zu nähern. Wie sooft in den letzten Tagen schlichen Feoras und Reed zu dem etwas abseits gelegenen Haus von Rarok. Rarok war ein älterer, brummiger Mann mit einem langen weißen Bart und wilden zerzausten Haaren. Sein Gesicht war mit Narben übersät. Sie wollten ihm wieder einen Streich spielen. Als sie um das Haus schlichen, war der alte Mann jedoch nicht zu sehen. Nachdem sie sich auch hinter seinem Haus umgesehen hatten, wollten sie umkehren und zurück ins Dorf gehen. Plötzlich stand Rarok hinter ihnen. Er packte die beiden. Seine Hände schlossen sich ungewöhnlich fest um ihre Oberarme, dass ein Entkommen unmöglich war. Mit fester, aber leicht amüsierter Stimme sagte er zu den beiden: „Hab ich euch! Ihr habt mir also in den letzten Tagen meine Ruhe gestohlen?“ Die beiden waren noch so erschrocken darüber, dass der alte Mann sie erwischt hatte, dass sie nichts erwiderten. „Erst lasst ihr meine Hühner frei und jetzt seid ihr zu feige dazu zu stehen. Ich denke, ich werde euch zu euren Eltern bringen“, sagte Rarok. „Nein!“ , platzte es aus den beiden heraus. Der alte Mann lachte laut auf. „Ihr beide könnt ja doch sprechen. Gut wie ihr wollt. Ihr habt die Wahl: Entweder bringe ich euch zu euren Eltern oder ihr werdet.“ Die Kinder tauschten einen kurzen Blick. „Gut, wir werden deinen Garten wieder in Ordnung bringen“, erwiderte Feoras. Rarok lockerte seinen Griff wieder und die beiden Kinder fassten sich an ihren Oberarm, noch immer überrascht von dem festen Griff des Alten. Ein Seufzer entfuhr Reed, als er das Chaos sah was die beiden den Vortagen angerrichtet hatten. Sie hatten Blumen heraus gerupft, diese lagen nun überall im Garten verteilt. Ein Holzstuhl lag quer über einem kleinen Beet. Das schlimmste aber war, dass sie die Wand des kleinen Hühnerstalls beschädigt hatten, sodass nun Hühner überall im Garten herumliefen. Die beiden verbrachten fast den ganzen Tag damit die Hühner im Garten und im umliegenden Gelände einzufangen. Am frühen Abend waren sie dann endlich fertig. Erschöpft betraten die beiden Raroks Hütte. Wie es schien war der alte Mann nicht zu Hause. Reed war schon wieder im Begriff zu gehen. Feoras jedoch, ging weiter in die Hütte hinein und sah sich um. „Was machst du da?“. Doch es schien, dass Feoras ihn nicht gehört hatte. Es sah so aus als wenn Reed mit sich selbst kämpfte, er konnte wie in der Höhle sein Freund dort nicht alleine lassen. Allerdings schien es ihm töricht Feoras einfach zu folgen. Reeds Neugierde war geweckt, als Feoras ihn rief. Also folgte er seinem Freund in die Hütte. Die stickige Luft dort traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Schwer atmend kämpfte er sich zwischen Stühlen, Tischen und riesigen Haufen Pergament hindurch zu Feoras, der in einer Ecke der Hütte stand. Er betrachtete etwas, was Reed nicht sehen konnte. Erst als er neben ihm stand sah er es. Feoras hielt ein Schwert in der Hand, auf dessen Knauf ein Adlerkopf abgebildet war. Die Augen des Tieres bestanden aus Diamanten. „Das Wappen des Königs.“ Sagte Reed ehrfurchtsvoll. Feoras schien genauso verblüfft wie Reed ein solches Schwert ausgerechnet hier zu finden. „Diebe seid ihr also auch noch.“ Knurrte Rarok der hinter ihnen in der Tür erschienen war. Er humpelte auf die beiden zu, ohne sie aus den Augen zu lassen. Als er vor ihnen stand bemerkte er erst, was Feoras dort und der Hand hielt. „Wo habt ihr das Schwert her?“ fragte Rarok zornig. Es schien dass die beiden Jungs immer kleiner unter dem Blick des Alten wurden. „Es…es lag hier, wir hatten nie vor es zu stehlen, sondern wollten es nur einmal betrachten.“ Stammelte Reed. Rarok riss Feoras das Schwert aus der Hand. Er drehte sich um und ging zum Kamin. Mit dem Rücken zu den Jungen sagte er mit nun etwas ruhiger Stimme: „Raus aus meinem Haus!“ Reed gehorchte und ging mit schnellen Schritten zur Tür. Doch Feoras blieb wie versteinert stehen. Nach einem kurzen Augenblick fragte er: „Wie kommt ein solches Schwert in deinen Besitz?“ Obwohl Rarok ins Feuer sah, konnte man erkennen wie seine Züge weicher wurden. Er drehte sich zu Feoras und sagte mit nun freundlicher Stimme: „Du bisst mutig mein Junge.“ Feoras legte seinen Kopf schräg und grinste. Doch Rarok fuhr fort: „Ich erzähle es dir wie ich in Besitz diese Schwertes kommen konnte.“ Mit einer lässigen Handbewegung fegte er einige Pergamentrollen von den nahe gelegenen Stühlen. Er setzte sich und Feoras tat es ihm gleich. Anschließend bedeutete er Reed, mit einer kurzen Handbewegung er solle wieder her kommen und sich zu ihnen setzten. Langsam kam Reed zu den beiden herüber. Nun saßen sie zu dritt am Kamin und Rorak fragte: „Wie heißt ihr beide denn überhaupt?“ „Ich bin Feoras, und dass ist mein ängstlicher Freund Reed.“ Sagte er grinsend. Der alte Mann jedoch blieb ernst und sagte: „Angst zu haben ist ebenso wichtig wie mutig zu sein. Denn ohne Angst gäbe es keinen Mut.“ Bei diesen Worten entspannte sich Reed ein wenig und lächelte sogar kurz. „ Du wolltest wissen wie ich in den Besitz eines solchen Schwertes komme?“ Fing Rarok an. „Ihr seid die ersten, denen ich dies hier erzähle und ich hoffe es bleibt auch unter uns. Ich war früher Schwertmeister des Königs und seine erste Leibwache.“ Schloss Rarok. Bei diesen Worten blitzten Ehrfurcht und Bewunderung in den Augen der Jungen. „Also hast du auch bei den Enrog-Kriegen mitgekämpft?“ fragte Feoras. Der alte Mann nickte kurz. „Dann hast du bestimmt auch viele Enrogs getötet oder?“ fragte er begeistert. Doch Raroks Miene wurde steinern und er sagte scharf: „ Dem Tod Feroras sollte man nicht mit Freude ins Auge blicken.“ Feoras schämte sich für sein kindisches Verhalten, er drehte seinen Kopf und blickte ins Feuer um zu verbergen, wie das Blut in seinen Kopf geschossen war. Reed regte sich, und fragte Rarok: „Könntest du uns denn ein paar Lektionen über den Schwertkampf lehren?“ Der alte Mann schien genauso verblüfft wie Feoras, über Reeds Frage. Doch je länger Feoras über diese Frage nachdachte, desto mehr konnte er sich mit dem Gedanken anfreunden, von einem ehemaligen Schwertmeister des Königs ein paar Lektionen über den Schwertkampf beigebracht zu bekommen. Er drehte sich wieder zu den beiden und wartete gespannt auf eine Antwort des Alten. Rarok entfuhr ein Seufzer. „Nun gut kommt morgenfrüh zu meiner Hütte.“ Die beiden Kinder hatten die Hütte schon halb durchquert, als Feoras sich noch einmal umdrehte um Rarok etwas zu fragen. Doch er stand mit dem Rücken zu den Jungen und blickte ins Feuer. Feoras wagte es nicht den alten Mann aus seinen Gedanken zu reißen. So verließ er hinter Reed die Hütte. Er hatte das Gefühl nach sehr langer Zeit endlich wieder frei zu atmen zu können als er neben Reed vor der Hütte stand. Der Himmel über ihnen war tief Schwarz und die beiden Kinder beeilten sich nach Hause zu kommen.
In der Nacht träumte Feoras sehr unruhig. Er war froh als die ersten Sonnenstrahlen über die weit entfernten Berge in sein Zimmer fielen und er aufstehen konnte. Beim rausgehen traf er seinen Vater, der einen Köcher auf dem Rücken trug und einen Langbogen in der Hand trug. Feoras wünschte ihm viel Glück bei der Jagd. Sein Vater rief ihm noch hinterher wo er denn schon so früh hin wolle, doch Feoras tat so als hörte er ihn nicht mehr. Er hatte mit Reed ausgemacht sich bei Rarok zu treffen. Feoras genoss es, alleine durch die weite einsame Landschaft zu streifen. Der Raureif knirschte leise unter seinen Füßen. Er spürte das kitzeln der ersten Sonnenstrahlen in seinem Nacken, die sich langsam, durch die umliegenden Bäume gekämpft hatten. Reed wartete schon vor der Hütte auf ihn. Zusammen klopften die beiden vorsichtig an der schweren Holztür. Nach einem kurzen Schweigen, schwang sie auf und Rarok stand mit seinem zerzausten Haaren und dem schneeweißem Bart vor ihnen. Er trug einen eleganten dunkelgrünen Lederwams und dazu schwarze Stiefel. An seine Hüfte hing das Schwert was die beiden gestern gefunden hatten. Er sah um Jahre jünger aus und mit ein bisschen Fantasy konnte man sich Rarok als jungen Schwertmeister vorstellen. Rarok ging voraus tiefer in den Wald hinein und die beiden Jungen folgten ihm schweigend. Nachdem sie ein gutes Stück durch den Wald gelaufen waren, erreichten sie eine weitläufige Lichtung. Hier war das Blätterdach sehr dich, sodass nur sehr wenige Sonnenstrahlen bis zur Erde durchfielen. Rarok drehte sich zu den beiden herum und sagte: „So hier sind wir ungestört und haben viel Platz.“ Er zog sein Schwert, als die Jungen ihr Schwerter ziehen wollten, bedeutete Rarok ihnen sie stecken zu lassen. „Nun ich werde euch ein paar Lektionen zeigen, anschließend erst werdet ihr sie mir nachmachen.“ In den nächsten Tagen zeigte er den Kindern mehrere Schwertkombinationen, aber auch wie man sich ohne Schwert wehrte. Allerdings versuchte er den Kindern auch beizubringen, dass es immer besser sei eine Kampfsituation zu meiden. Die beiden Kinder hatten keine Change gegen den alten Schwertmeister.
Eines Abends saßen die drei an dem Lagerfeuer welches sie zuvor entfacht hatten. „Meister?“. „Ja Feoras.“ „Was weißt du über die Elfen und die Zwerge?“ Raroks Miene verhärtete sich. „Warum willst du dies wissen?“ Feoras schien erschrocken über den Ton seines Meisters. „Nun ja es gibt viele Legenden und Sagen über diese Völker, doch keiner kennt die vollkommende Wahrheit über eines dieser Völker.“ Raroks Züge wurden wieder sanfter. Er seufzte. „Manchmal kannst du einem wirklich Löcher in den Bauch fragen. Aber gut, ich werde euch einiges über diese Völker erzählen. Früher als ich selbst noch dem König diente, gab es ein Bündnis zwischen Zwergen und Menschen. Man hatte einen Vertrag abgeschlossen dass man sich sowohl wirtschaftlich als auch in Kriegszeiten unterstützt.“ Reed mischte sich unerwartet ein und unterbrach Rarok: „Heißt das, dass du selbst noch Zwerge gesehen hast?“ „Was heißt ihr noch?“ erwiderte Rarok verblüfft. „Dieses Volk ist nicht ausgestorben, wie es in manchen Geschichten erzählt wird. Nach dem letzten Krieg zogen sie sich nur tief in die Berge zurück.“ Schloss er. Doch Feoras interessierte sich viel mehr für die Elfen. Je mehr Fragen die Kinder stellten, desto mehr Gefallen fand Rarok daran diese zu beatworten. „Bestimmt hat es ihm gefehlt mit jemandem über die alten Zeiten zu reden.“ Sagte Reed sich. Spät am Abend schnitt Rarok Feoras mit einer Handbewegung das Wort ab. „Es ist schon spät lass uns morgen weiter reden. Nachts sind diese Wälder unberechenbar.“ Die drei löschten das Feuer und machten sich auf den Heimweg. Als die beiden Rarok verabschiedet hatten, brachte Reed Feoras noch zu seiner Hütte, da diese ebenfalls leicht abseits des Dorfes lag. Doch die Kinder bemerkten schon von weitem dass etwas nicht stimmte. Sie nährten sich mit großen Schritten der Hütte. Alle Fenster waren eingeschlagen. Die Tür hing nur noch in einer Angel. Vorsichtig betraten die beiden die Hütte. Feoras war der erste der beiden, der sein Schwert zog. Reed tat es ihm nach. Drinnen an den Wänden waren überall Blutspritzer und es stank bestialisch. Sie schlichen durch die Hütte und da im Schlafzimmer, sah er seine Mutter auf dem Boden liegen. Ihre Brust war mit einem klaffenden Loch gekennzeichnet, aus dem dunkelrotes Blut strömte. Sie hatte die Augen weit aufgerissen. Feoras kniete neben ihr nieder, Tränen strömten über seinen Wangen. Ein kratzten ließ die beiden herumfuhren. Es kam aus dem Kaminzimmer. Feoras hob sein Schwert auf und ging an seinem Freund vorbei. Dort vor dem Kamin lag sein Vater. Er lag auf den Bauch, in einer großen Blutlache. In seinem Rücken steckten zwei Speere. Reed musste würgen von diesem Anblick. Auch Feoras drehte sich der Magen um. Er musste raus hier. Doch als er das Zimmer verlassen wollte, regte sich Yaris. Feoras war mit einem Schritt bei ihm. Yaris hob leicht den Kopf und blickte seinem Sohn direkt in die Augen. Er hielt ein Schwert in seiner Hand. Yaris versuchte es Feoras zu reichen, doch sein Arm war gebrochen. Feoras nahm es ihm vorsichtig aus der Hand. Yaris zog Feoras mit seinem anderen Arm zu ihm herunter. Feoras bemerkte wie schwer sein Vater atmete. Als Yaris sprach, brachte er kaum mehr als ein röcheln hervor: „Nimm dieses Schwert Feoras, es wird dir gut dienen, so wie es mir eins gedient hat. Mein Junge, ich liebe dich.“ Dann starb er. Feoras kam seine ganze Umgebung verschwommen vor. Doch dann passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Reed schrie auf und wirbelte mit dem Schwert herum als mehrere große gestalten aus allen Richtungen in die Hütte stürmten. Es waren Enrogs. Feoras hob das Schwert seines Vaters und schlug um sich. Dabei enthauptete er einen Enrog. Er versuchte Reed in dem Getümmel zu finden. Er sah ihn ganz in der Nähe der Tür. „Reed.“ Reed wandte sich zu ihm um. „Wir müssen fliehen.“ Feoras sprang aus einem der zerbrochenen Fenster. Reed wirbelte wild mit dem Schwert umher, er spaltete den Kopf eines Enrogs. Blut spritzte ihm entgegen. Er schaffte es durch die Tür nach draußen zu gelangen. Feoras wartete dort schon auf ihn. Beide rannten in Richtung Dorf, doch auf halben Weg kamen ihnen mehrere Enrogs mit schweren Streitäxten entgegen. Die Jungen flohen in den Wald. Reed spürte, wie Enrogs sich ganz knapp hinter ihnen einen Weg durch das Geäst schlugen. Die beiden versteckten sich hinter einem kleinen Busch. Keiner wagte es auch nur zu atmen. Doch dann erschien über ihnen eine große Gestalt. Der Enrog schwang seinen schweren Hammer. Reed war nicht schnell genug, er riss sein Schwert über den Kopf. Doch es fing den Schlag nur leicht ab. Der Hammer traf Reed genau am Hinterkopf. In Reeds Kopf explodierte ein Schmerz der ihm die Tränen in die Augen schoss und ihn benommen machte. Er stand schwankend auf und taumelte leicht. „Nein!“ schrie Feoras sein Schwert schnellte vor und traf den Enrog direkt zwischen den Augen. Dieser lies den Hammer fallen und kippte zuckend ins hohe Gras. Der Kampf, mit dem Enrog hatte ihre Position verraten. Feoras überlegte kurz dann nahm er seinen bewusstlosen Freund und legte ihn über seine Schulter. Er rannte los, die Enrogs waren ihm dicht auf den Versen dass wusste er. Da war die Höhle, die Reed und er vor ein paar Wochen entdeckt hatten. Er rannte in die Höhle, dann sah er ihn den schwarzen Vorhang, vor dem sie sich beim letzten Mal so gefürchtet hatten. Er rannte noch schneller, kurz vor dem Torbogen drehte er sich ein letztes Mal um. Er erblickte die Fratze eines Enrogs direkt hinter sich. Dann verschwand er in der Dunkelheit.
Alfadas

Re: Die Legende von Feoras

Beitrag von Alfadas »

Hi!
Ich finde der Prolog und die ersten beiden Kapiteln sind sehr gut und interresant geschreiben. Hoffentlich hast du Kapitel 3 bald fertig. Ich bin schon gespannt wie es weitergeht.
*ĶٱŁأẲЙ^*

Re: Die Legende von Feoras

Beitrag von *ĶٱŁأẲЙ^* »

Erstma danke für dein Lob, dennoch wird das 3. Kapitel ein wenig in Zeit in anspruch nehmen. Denn mir fällt es sehr schwer, die Geschichte weiterzuentwickeln und dabei diese typische Fantasy schwarz-weiß Schema zu umgehen. Sprich typisch wäre jetzt finde ich, die beiden Kinde entwickeln sich immer weiter bzw. entwicklen ihre Fähigkeiten weiter holen sich die Unterstützung von Efen und Zwerge, und Kämpfen dann in einer Schlacht gegen die Enrogs. Da versuch ich etwas zu ändern, damit es halt nicht so endet.

Außerdem schwirren mir soo viele Ideen etc. im Kopf herum. Allerdings dreht es sich dabei schon wieder um eine andere Geschichte, naja wir werden sehen.
Trotzdem danke für dein Lob, allerding haltet euch mit der Kritik nicht zurück.

mfg *ĶٱŁأẲЙ^* :D
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