3. Interaktive Geschichte

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Vivenna

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Vivenna »

Aerandir war Nath dankbar dafür das er in seinen Erklärungen nicht so weit ausholte, dass er auch noch über seine Magie sprach. Sie war geheim und seine einzige Möglichkeit sich zu verteidigen sollte er in Schwierigkeiten kommen. Das Nath um sie wusste, war schon brenzlig genug. Doch er nickte dem Anstand halber Selina sachte zu, dann legte sich seine Aufmerksamkeit auf Boan. Es kümmerte ihn nicht ob sie ihn zurücklassen würden oder nicht. Eine Trage war wirklich genug Last und dieser Mensch, ein Narr wenn er einen Zauber wob ohne um seine Wirkung zu wissen, wäre vermutlich ohnehin nur Ballast gewesen. Seine Augenbrauen verengten sich, doch er behielt diesen Gedanklich wohlweislich für sich.
„ Wir werden eine zweite Trage bauen müssen , wenn wir sie beide mitnehmen wollen“ raunte er dunkel. „ Am besten beeilen wir uns um in der Mittagsstunde alle was dafür nötig ist zu finden und reisen in der Dämmerung...“
Ganz wie Selina teilte er allerdings auch den Gedanken das sie nicht weit kommen würden. Sein Kopf neigte sich sich zu Nath.
Dunkelfee

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Dunkelfee »

Taria hat keine Ahnung wie lange und wie weit die Männer mit ihr geritten sind. Niemand sagte auch nur ein Wort. Die einzigen Geräusche kamen vom donnern der Pferdehufe und vom monotonen Prasseln des Regens.
Irgendwann wurde die Gruppe langsamer und kam schließlich ganz zum stehen. Sie merkt wie der Anführer von seinem Pferd absteigt und sich etwas entfernt. Er spricht zu seinen Männern aber die Worte sind zu leise als dass das Mädchen sie verstehen könnte. Hatten die Reiter sie alleine gelassen? Vielleicht könnte sie… Die Akani beginnt an ihren Fesseln zu ziehen aber alles was sie damit erreicht ist, dass sich die Knoten noch fester zusammen ziehen und ihr die Stricke schmerzhaft an den Handgelenken scheuern. Plötzlich ertönt ein lauter Wutschrei und lässt Taria erschrocken zusammen fahren. Der Anführer hatte geschrieen. Und kurz darauf nähern sich ihr Schritte. Jemand macht sie vom Pferd los und zerrt sie mit sich. Nach ein paar Metern stellt der Mann das Mädchen vor sich und packt sie mit seiner kräftigen Hand grob am Nacken. Dann wird ihr auf einmal der Sack vom Kopf gerissen und das Mädchen schaut in das wutverzerrte Gesicht des Anführers. Ehe sie es sich versieht, hat der Mann auch schon ausgeholt und ihr mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Tarias Schmerzensschrei wird vom Knebel in ihrem Mund erstickt. Einen Moment lang ist sie ganz benommen und sieht helle Punkte vor ihren Augen aufblitzen. Sie bleibt nur aufrecht, weil der Mann hinter ihr sie noch immer festhält. Sie spürt wie eine warme Flüssigkeit ihr Gesicht hinunter läuft und sich mit dem Wasser des Regens vermischt. Die wütende Stimme des Anführers bringt ihre Sinne wieder ins hier und jetzt: „Schau was deine Hexenschwester angerichtet hat!“ Er packt sie an den Haaren und dreht ihr dadurch den Kopf so hin, das ihr Blick genau auf die fünf Toten Männer fällt, die Ordentlich auf dem Feld aufgereiht wurden und hier wohl ihre letzte Ruhestätte finden sollen. Tarias Augen wandern von einem zum andern. Sie blickt jedem Toten genau ins Gesicht und spürt dabei eine beklemmende Kälte die sich um ihr Herz legt. Fünf Leben die einfach so beendet wurden… Da sie die traditionellen Worte nicht aussprechen kann, sagt sie diese zumindest in ihren Gedanken auf: Sekal tho liral jen firir Fereel`ta. Wiwir tan famee zo enrir megun yu tan luree zo kererirm lurim jer singuro amir. Omjah jen firir Fereel`ta.
Es tut der Akani ehrlich Leid um die Gefallenen. Sie wünscht sich, dass das Ganze anders ausgegangen wäre.
„Du und deine Schwester, ihr zwei werden für die Toten bezahlen.“ Die Stimme des Anführers ist nun nicht mehr laut, dafür aber von schneidender Kälte. „Binde die Göre richtig schön fest und bewach sie. Sei dabei ruhig etwas grob, “ gibt er den Befehl an den Mann hinter Taria. Dieser zögert auch nicht lange und zerrt das Mädchen unsanft zu dem großen Baum, der einsam auf dem Feld steht. Ohne vorher die Fesseln an ihren Handgelenken zu lösen, stellt er Taria mit dem Rücken an den Stamm und beginnt dann damit, sie daran festzubinden, indem er ein Seil mehrmals um den Stamm und ihren Oberkörper wickelt und dieses immer wieder so fest anzieht, das ihr nicht nur die zwischen dem Stamm und ihrem Körper eingeklemmten Arme schmerzhaft in den Rücken drücken, sondern sie auch immer wieder nach Luft schnappen muss, weil die Seile auf ihren Brustkorb drücken. Anschleißend holt er sich ein zweites Seil und bindet auf die gleiche Weise die ohnehin schon zusammen gebundenen Beine des Mädchens am Baum fest. Als der Mann fertig ist, stellt er sich vor Taria, betrachtet noch mal sein Werk und kontrolliert hier und da noch mal die Seile und die Knoten. Das Mädchen nutz die Gelegenheit um ihn mit großen, verweinten Kinderaugen anzusehen und tatsächlich blickt der Mann zurück und runzelt kurz die Stirn. Aber dann greift er einfach in seine Tasche, zieht ein Stück dunklen Stoff hervor und bindet Taria diesen dann um die Augen, sodass ihr wieder die Sicht genommen wurde.
Als die Akani hört, wie der Mann sich entfernt, versucht sie sich zu rühren, stellt aber sogleich fest das sie keinen Muskel bewegen kann. Nur ihren Kopf kann sie noch drehen. Sie sitzt fest, ist Gefangen, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Diese Erkenntnis strömt jetzt endgültig in ihr Bewusstsein und entlockt ihr diesmal ein paar echte Tränen, die sich sogleich mit dem Blut in ihrem Gesicht und dem Regenwasser, das leider nicht einmal das Blätterdach des Baumes abhalten kann, vermischen. Ein Hauch von Verzweiflung macht sich in ihr breit.
Abiane

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Abiane »

Eine zweite Trage, ja. Die würden sie wohl brauchen und auch Aerandirs Vorschlag, in der Dämmerung zu reisen war nicht unklug. Das schwindende Licht würde sie zumindest vor zufälligen Blicken beschützen. Einem suchenden Auge würden sie wohl mit zwei Rolltragen im Schlepptau sicher nicht entgehen…
Dem kalten Unterton und der Miene des Elfen nach zu schließen, legte Aerandir nicht besonders viel Wert auf Boans Gesellschaft – eine Empfindung, die Nath vorbehaltlos teilte. Trotzdem widerstrebte es ihm, den an Geist und Körper verwundeten Traumwandler zurückzulassen. Einen hilflosen Gegner seinem Schicksal zu überlassen war nicht nur ehrlos, sondern auch feige. Nath spürte die Blicke seiner verbliebenen elfischen Begleiter auf sich ruhen. Seufzend erhob sich Nath und klopfte notdürftig den Schmutz von seinen immer noch feuchten Kleidern.
„Also gut, dann zimmern wir eben noch eine Trage, aber wir müssen uns beeilen. Die Sonne hat ihren Zenit schon überschritten und uns bleiben höchstens noch sechs Stunden bis es beginnt zu dämmern.“
Mit der Handfläche befreite er ein Stück Waldboden von Blättern und Steinen und strich die Erde glatt. „Selina, du hast mit Adhafera diese Trage für Boan gebaut. Denkst du, du bekommst einen ungefähren Plan davon hin?“, fragte Nath und reichte der Halbelfe mit einem auffordernden Nicken einen kleinen Ast.
„Ja, ich denke schon“, gab sie zurück und zeichnete mit geschickten Strichen eine grobe Skizze in die weiche Erde.
Unvermittelt legte sich Aerandirs Hand auf Naths Schulter. „Fühlt ihr es?“, raunte ihm der Elf ins Ohr, die blinden Augen fest auf den östlichen Waldrand gerichtet. Nath folgte seinem Blick, aber da war nichts, was sehende Augen entdecken konnten.
„Was fühlen?“ gab Nath leise zurück, bekam jedoch nur ein leichtes Nicken zum Rand der Lichtung als Antwort. Der Koar schloss die Augen und konzentrierte sich. Fühlen konnte er gar nichts, außer der Berührung von Aerandirs Hand und der schwarzen Walderde unter seinen Füßen. Was meinte der Elf nur?
Auch Selina schien jetzt etwas bemerkt zu haben und starrte angespannt in den Wald. Ihr Bogen lag plötzlich locker in ihrer Hand, doch die Haltung verriet ihre Anspannung. Offensichtlich erwartete sie einen Angriff.
Nath lauschte.
Anfangs hörte er nichts Außergewöhnliches, doch dann vernahmen auch seine Ohren, was den Elfen anscheinend viel eher aufgefallen war: das Rascheln von Blättern, obwohl kein Wind durch die Äste strich, ein leises Knacken hier und dort... Überall um sie herum erklangen leise Geräusche, wo eigentlich keine sein sollten – und der Ring wurde stetig enger.
Noch hielten sich ihre Verfolger verborgen, doch der Koar meinte genau zu wissen, wer sie beobachtete. An Heimlichkeit, geschweige denn Flucht war nicht mehr zu denken.
Langsam stand Nath auf und hob seine Hände mit den Handflächen nach außen, sodass jeder sehen konnte, dass er unbewaffnet war. „Ich weiß, das ihr hier seid!“, rief er laut und bedeutete dem Elfen und der Halbelfe, ihre Waffen stecken zu lassen. „Meine Begleiter und ich werden keinen Widerstand leisten, aber ich möchte sehen, wer so große Angst vor ein paar harmlosen Reisenden hat, dass er sich heimlich anschleicht, anstatt offen unser Lager zu betreten!“
„Große Worte für jemanden, der vor nicht allzu langer Zeit lieber träumend im Gras gelegen hat, anstatt seinen Pflichten nachzugehen. Mal ganz abgesehen davon, dass „harmlos“ wohl nicht der passende Begriff ist, wenn man sich die Knie meines Freundes ansieht“, kam die prompte Antwort von irgendwo hinter ihm. Nath fuhr zornig herum, bereit, dem vorlauten Grenzwächter entgegen seiner Worte eine Lektion zu erteilen.
Doch seine Verblüffung wurde nur von seiner Erleichterung übertroffen, als der den Reiter erkannte, der sein Pferd nun gemächlichen Schrittes aus dem Dickicht heraus auf die Lichtung lenkte. Gleichzeitig traten ringsherum bewaffnete Grenzwachen mit eingelegten Pfeilen und gespannten Bögen aus ihrer Deckung. Nath sah, wie Aerandirs Hand langsam zum Griff seines Dolches wanderte und legte ihm hastig eine Hand auf den Arm. Auf einen Wink des Reiters ließen die Wächter ihre Waffen sinken.
„Ich dachte schon, Sireel hätte mir einen Bären aufgebunden, als er mir von dem Zwischenfall im Wald berichtete. Aber ich sehe, er hat die Wahrheit gesagt“, erklärte der berittene Koar, während er sich vor Nath aus dem Sattel schwang und dem jungen Koar eine Hand auf die Schulter legte.“Es tut gut, dich wiederzusehen, mein Junge!“
„Du kommst wie immer zum rechten Zeitpunkt, Großvater!“, erwiderte Nath mit einem erleichterten Lächeln.
Seara

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Seara »

Nath drückte Selina einen Ast in die Hand und sie versuchte, sich zu erinnern, wie sie mit Adhafera die Trage gebaut hatte. Sie zeichnete gerade einen ungefähren Plan in die lockere Erde, als Aerandir den Koar amn der Schulter packte und ihm etwas ins Ohr raunte. Selina blickte auf und in die Richtung, in die der Elf nun sah. Da hörte sie das, was Aerandir wohl gleichfalls wahrgenommen hatte: ein Rascheln, das von allen Seiten näher kam. Selina ließ den Ast fallen und griff nach ihrem Bogen. Mit flinken Fingern legte sie einen Pfeil auf die Sehne, als Nath plötzlich rief: "Ich weiß, dass ihr hier seid!" und sie mit einem Handzeichen aufforderte, den Bogen zu senken.
„Meine Begleiter und ich werden keinen Widerstand leisten, aber ich möchte sehen, wer so große Angst vor ein paar harmlosen Reisenden hat, dass er sich heimlich anschleicht, anstatt offen unser Lager zu betreten!“ fuhr Nath dann fort.
„Große Worte für jemanden, der vor nicht allzu langer Zeit lieber träumend im Gras gelegen hat, anstatt seinen Pflichten nachzugehen. Mal ganz abgesehen davon, dass „harmlos“ wohl nicht der passende Begriff ist, wenn man sich die Knie meines Freundes ansieht.“ ertönte eine Stimme aus dem Wald hinter ihnen. Selina fuhr herum. Sie wollte sehen, wer da gesprochen hatte! Ein Reiter erschien zwischen den Bäumen und mit ihm mehr Männer, die sie von allen Seiten bedrohten. Im Augenwinkel sah Selina, wie Aerandir zu seinem Dolch griff und auch sie hob den Bogen langsam wieder. Sie könnte den Reiter als ersten erschießen aber selbst wenn sie so schnell wie sie konnte einen Pfeil nachlegte, würde sie höchstens noch einen zweiten Mann erwischen, bevor sie einer der Pfeile tödlich traf. Noch während sie überlegte, wie sie am besten aus dieser Situation entfliehen konnten, bedeutete der Mann auf dem Pferd seinen Leuten, die Waffen sinken zu lassen.
„Ich dachte schon, Sireel hätte mir einen Bären aufgebunden, als er mir von dem Zwischenfall im Wald berichtete. Aber ich sehe, er hat die Wahrheit gesagt“, erklärte er und stieg ab. Er trat auf Nath zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
“Es tut gut, dich wiederzusehen, mein Junge!“
„Du kommst wie immer zum rechten Zeitpunkt, Großvater!“, erwiderte Nath und lächelte den anderen Koar an.
Selina konnte ihre Überraschung kaum verbergen. Aber eigentlich war es nicht so abwegig, einen Verwandten Naths zu treffen, hier in der Nähe der Stadt in der er gewohnt hatte. Dennoch war es ein glücklicher Zufall, dass Naths Großvater sie gefunden hatte. Oder war es überhaupt kein Zufall?
"Nun, zumindest hätten wir so geklärt, wie wir Adhafera und Boan in die Stadt bringen, oder?" sagte Selina, steckte den Pfeil wieder in den Köcher und ließ den Bogen endgültig sinken.
Xijoria

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Xijoria »

Langsam ging sie Schritt für Schritt an Diablo seiner Seite vorwärts. Ihr ganzer Körper war angespannt. Ihr Atem ging ungleichmäßig, auch wenn sie versuchte einen Rhythmus zu finden. Sie war erschöpft, doch die Angst trieb sie voran nicht zu rasten ehe Sie am Fluss angekommen sind. Sie befürchtete außerdem, dass der Reiter seine Frist nicht einhalten würde und sie zusätzlich noch verfolgen könnten. Garantiert hat der Reiter weitere Späher aufgehetzt, die sie beobachten und gewiss im Moment einer Schwäche entledigen sollten sobald sie das Säckchen hatte. Sie musste auf der Hut bleiben, allerdings waren ihre Aussichten nicht gerade die Besten. Zusätzlich fühlte Arainya sich mit ihrem eingeschränkten Blickfeld unsicher. Der Bolzen der in ihrem Schulterbereich steckt hatte ihre gesamte rechte Rückenseite gelähmt. Sie konnte nur nach vorne gucken oder nach unten. Jede andere Blickrichtung blieb ihr verwehrt – und das war nicht gut. Der Tunnelblick schränkt ihre Sehmöglichkeiten ein und der Regen dämpfte die Schritte im Wald. „Rukash.“, sagte sie leise und sie glaubte aus den Augenwinkeln zu sehen, dass er die Ohren zu ihr drehte und ihren Worten lauschen würde. „Bitte sei wachsam. Du siehst und hörst mehr, als ich es je könnte. Gib uns ein Zeichen, wenn etwas nicht stimmt.“, sagte sie nach Luft japsend und hielt an. Es war eine leise, schwache und stockende Bitte an den Panther. Die schwarze Raubkatze ging weiter, doch weniger anmutig so schien es ihr. Ob er ihre Bitte vernommen hatte? Sie blieb immer noch stehen und sah im nach: „Bitte Rukash hilf uns. Es ist für Taria.“ Rukasch hielt inne und drehte seinen Kopf nach hinten. Seine Augen waren traurig, doch er wirkte entschlossen. Ein kurzes fast kaum erkennbares Nicken könnte die Bestätigung gewesen sein. Arainya lächelte dankend, dann gingen sie alle drei weiter. Mühsam quälte sie sich voran und versuchte sich an einem positiven Gedanken festzuklammern. Taria ihre Freundschaft war einer der Gedanken und das sie auf Rukash seine Unterstützung vermutlich bauen konnte, aber auch das wohlige Gefühl bald im Wasser sein zu können, sich treiben zu lassen, die Schmerzen zu lindern… Tapfer ging sie weiter – Sehnsucht nach dem kühlen Nass trieb sie nun voran. Den Fluss konnte sie schon riechen – es konnte nicht mehr weit sein. Der klare Duft eines sauberen Gewässers verführte ihre Nase. Nicht mehr weit, ermutigte sie sich selbst.

In der Tat hatten Sie es bald geschafft und Diablo führte sie bis ans Ufer. „Danke Diablo“, sagte sie „mit Dir wäre ich nicht soweit gekommen. Das letzte Stück muss ich selber schaffen.“ Sie strich ihm Sanft am Hals und tastete sich langsam rückwärts zu ihrem Rucksack, der auf ihn gebunden war. Mit der linken Hand versuchte sie ihn zu öffnen, was ihr nicht gleich gelang. Sie war links nicht so geschickt wie rechts, doch daran würde es nicht scheitern. Als sie es geschafft hatte, suchte sie sich ein schlankes Gefäß, welches eine Salbe beinhaltete und zwei Stoffe, womit sie die Blutung säubern und notdürftig stoppen wollte. Tief atmete sie ein. Ihr Vorhaben könnte sie um den Verstand bringen – zumindest für eine gewisse Zeit. Ihr blieb jedoch keine andere Wahl, sie musste es tun. Es konnte ihr dabei kein anderer Behilflich sein. Langsam drehte sie sich um. Der Platz war immerhin perfekt. Es war ein schwacher Flusslauf und am Uferbereich nicht sonderlich tief. Zwei große Findlinge ragten aus dem Fluss heraus. Dort würde sie halt finden. Am Randbereich des Ufers nicht unweit von den Findlingen entdeckte sie noch einen alten Stamm einer Weide, die einst gestanden haben muss. Herabhängende Austriebe haben sich scheinbar zu einem Unterschlupf gebildet. Als sie näher kam sah sie sogar zwei Wurzeln im Wasser die eine Art Schlaufe im Sand bildeten. Für manch einen sicherlich eine verfluchte Stolperfalle – doch für sie ideal um sich daran festzuhalten.

Rukash kam auch ans Wasser und beschnupperte die Weide. Er stupste die Weidenäste etwas hin und her, bis er darunter ein halbwegs trockenes Plätzchen in ihrer Nähe fand. „Danke, dass Du auf uns aufpasst – Rukash.“, sagte sie anerkennend zu ihm und lächelte ein wenig. Rukash legte seinen Kopf auf eine Tatze – er hatte einen guten Blick zu ihr im Wasser aber auch in Richtung Wald. Sie vertraute ihm. Vor dem Flussufer blieb sie stehen. Es hatte aufgehört zu regnen. Sie zögerte ihre Füße in das vertraute Gefühl des Flusslaufes zu setzen. Doch es nützte nichts – sie musste jetzt stark sein und dieses Schritt alleine wagen. Sie hatte ein wenig Erfahrung – das war irgendwie beruhigend, auch wenn sie noch keine Verletzung dieser Art bei sich selbst ausgeführt hatte. Es musste schnell gehen und sie würde Schmerzen dabei haben, dass sie diese aus ihrer Kehle laut ausschreien würde… Schreien…. Nein das wollte sie nicht. Sie sah sich die beiden Tücher an. Nein, keines davon war dick genug. Sie brauchte etwas anderes. Sie senkte ihren Blick und drehte sich langsam mit ihren ganzen Körper auf der Stelle, bis sie etwas Geeignetes fand. Ein älterer recht dicker Ast lag nicht unweit von ihr. Sie sammelte ihn auf und nahm diesen in Augenschein. Ja, das würde gehen, dachte sie sich und schluckte. Noch einmal atmete sie tief ein und ermutigte sich, dass es schnell vorüber sein würde.

Entschlossen schritt sie ins Wasser und setzte sich aufrecht hin, sodass die beiden Findlinge sie von hinten stützen würden. Kaum saß sie im Wasser, verwandelten sich ihre Beine zu ihrer Schwimmflosse. Sie musste dabei schmunzeln. Es war ein beruhigendes Gefühl wieder diejenige zu sein, die sie war und das sie es mit Hilfe des Wassers irgendwie schaffen würde….
Abiane

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Abiane »

Erst jetzt wandte Inrayn, der ihn nicht wie einen Enkel sondern stets wie einen Sohn behandelt hatte, seine Aufmerksamkeit dem Rest der Gruppe zu. Seine rechte Augenbraue wanderte in demselben Maß nach oben, in dem sich die Falte auf seiner Stirn vertiefte während er die beiden reglosen Gestalten in ihrer Mitte musterte.
„Was ist hier geschehen?“ Die Stimme seines Großvaters war schneidend streng. „Nath, du magst von meinem Blut sein, aber ich kann keine Feindseligkeiten unter unseren eigenen Leuten dulden – nicht jetzt.“
„Nein, du verstehst das falsch, Großvater! Keiner von uns hat den beiden auch nur das geringste Leid zugefügt…“
„Du vielleicht nicht…“
In dem Blick, den Nath’s Großvater jetzt den verbliebenen beiden Mitgliedern der kleinen Gruppe zuwarf, lag unverhohlenes Misstrauen. Besonders als er Aerandir ansah, verdüsterte sich seine zuvor noch so freundliche Miene zusehends.
„Anscheinend hat sich Sireel verzählt, als er von einem einzelnen Elfen sprach…“
Nath‘s Wiedersehensfreude begann sich in Nichts aufzulösen, als ihm klar wurde, dass sich seine Befürchtungen über das Verhältnis der Koar zu den Elfen anscheinend nicht ganz so weit hergeholt waren…
„Sie haben damit absolut nichts zu tun! Im Gegenteil - Ich verdanke jedem von ihnen mindestens einmal mein Leben, Großvater. Tu nichts Unüberlegtes, bitte…“, raunte Nath seinem Großvater leise zu und hoffte, dass Inrayn Di’Taenar immer noch der ehrliche und gerechte Mann war, als den er ihn gekannt hatte... Und dass er immer noch genauso gut im Gesicht anderer die Wahrheit zu erkennen vermochte wie früher…
Langsam wandte sich Inrayn seinem Enkel zu. Es waren endlose Sekunden für Nath, der dem forschenden Blick seines Großvaters noch nie lange standzuhalten vermocht hatte. Und er musste es auch diesmal nicht bis zum Ende ausfechten, denn schon wenige Augenblicke später standen die Elfen wieder im Zentrum von Inrayns Interesse.
Nath hielt den Atem an.
„Ich denke nicht, dass deine Begleiter und ich uns schon begegnet sind… Du solltest uns vorstellen Nathirien…“
Die Stimme seines Großvaters hatte einen eisigen Unterton angenommen. Mit unbewegter Miene musterte der alte Koar Selina und Aerandir.
„Selina, Aerandir, dies ist Inrayn Di’Taenar - mein Großvater und Herr über Taendaru.“
Ein angedeutetes Nicken seines Großvaters überzeugte Nath davon, dass er sich nicht in ihm geirrt hatte. Inrayn mochte die beiden zwar nicht gerade in sein Herz schließen, aber er würde sich in seinem Urteil auch nicht von unbewiesenen Vermutungen und vorschnellen Schlussfolgerungen leiten lassen…
Vivenna

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Vivenna »

Während die anderen beiden, über den Waldbogen gebeugt, das Konstrukt der Trage planten, ließ Aerandir seine Magie aufleben. Kurz mochte man das Flirren der Macht spüren, bevor sich die sachten Winde in alle Richtungen verstreuten und weit durch das Dickicht glitten. Der Elf schloss dabei die Augen, konzentrierte sich ganz auf den Weg, den seine Magie nahm, bis sie auf etwas ungewöhnliches stieß. Seine Muskeln verspannten sich.
Jemand, oder etwas näherte sich ihnen…und sie waren nicht wenige.
Alamiert, doch ungleich sanft, ob der Sorge, die er empfand, legte sich seine Hand auf Naths Schulter. Selina und der Koar sahen auf.
Dann traten die Reiter aus dem Wald.
Aerandirs Blick gewann an Kühle, in jenem Moment, als er nach seinem Dolch griff. Er wusste, dass diese Waffe nicht sehr viel ausrichten konnte, die anderen waren bewaffnet. Aber auch Selina hatte, sofern er es richtig bemerkt hatte ihren Bogen gespannt. Ein sicherer Angriff, mindestens drei Tote und sie würden die Überraschung auf ihrer Seite haben. Der einzige Weg zu fliehen.
Der Elf machte sich bereit aus dem Nichts heraus anzugreifen. Die Hand die sich plötzlich auf seinen Arm legte erschreckte ihn nicht nur, sondern ließ auch ganz automatisch die bewaffnete Hand sinken. Verständnislosigkeit zeichnete sich einen Augenschlag auf dem blassen Antlitz ab, dann begriff er.
Sie kannten sich…
Sein Großvater…
Aerandir richtete seinen Kopf auf die Gruppe Koar. Er bemerkte nicht, dass der Blick des Alten skeptisch und von offensichtlichem Misstrauen geprägt über ihn glitt. Der Elf erwiderte ihn mit der gelassenen Kühle, die ihm und seiner Rasse so eigen war.
Zwar sah er das Misstrauen nicht, doch er hörte es in den Worten und der Stimme Nathiriens Großvater.
Das war nicht gut. Fremdenhass war das Letzte was sie nun gebrauchen konnten…Die Spannung zwischen den beiden Koar war so greifbar, dass Aerandir glaubte gleich dem Pfeilhagel zu erliegen, der dort folgen möge. Seine Aussichten lebend in die nächste Stadt zu gelangen schwankten…
Dennoch verneigte er sich formvollendet, als Nathirien seinen Namen nannte und ihn somit als Teil seiner Gruppe vorstellte.
„ Euer Enkel hat mich unter seine Obhut genommen, als meine Gefährten verloren gingen…Ich irrte alleine umher und wäre ohne ihn gewiss in den Wäldern umgekommen…Ich stehe in seiner Schuld…“
Das stimmte zwar nicht ganz, aber die Halbwahrheit auszusprechen war immer noch besser als dem Alten eine komplette Lüge aufzutischen.
Weltenwanderer
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Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Weltenwanderer »

Es war leicht wach zu bleiben, das aber kaum Jemand erstaunen würde. Der Grund war einfach zu finden, sie schlief den ganzen Nachmittag auf dem Transportwagen und wachte erst vor wenigen Stunden vor Sonnenuntergang wieder auf. Die Strassen waren erstaunlich gut, es hatte kaum geholpert, anders als die Strassen noch vor wenigen Tagen. Die Wege bestanden nun aus sauber verarbeiteten Pflastersteinen, vorher waren es hauptsächlich Wege aus Erde und unbearbeitetem Stein, die jedes Mal den ganzen Wagen durchschüttelten. Sie hatte vorher noch nie solche Strassen gesehen.
Cera schaute sich um. Das Feuer war seitdem Thierry mit der Erzählung fertig war niedergebrannt und zur glühenden Kohle geworden. Der Wald verschluckte jegliches Licht, die aufkommenden Wolken verdeckten die Sterne und machten die Dunkelheit vollkommen. Es war fast absolut still, nur das Schnarchen einigen Soldaten war noch zu vernehmen. Der Zeitpunkt für einen Fluchtversuch, einen erfolgreichen Versuch versuchte Cera sich zu motivieren, schien näher zu kommen. Aber sie würde es richtig angehen und erst einmal einen Fluchtweg suchen. Um eine Verbindung zu Niko herzustellen musste sie ruhig sein und sich konzentrieren. Durch die vielen Zeit, die sie in den letzten Tagen in Niko verbracht hatte, bereitete ihr es nun kaum Probleme es wieder zu tun. Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. So wie sie es in so vielen Übungsstunden in Regen, ihr Heimatdorf, getan hatte. Es fiel ihr aber nun leichter als noch damals, vor nur wenigen Wochen. Ihr Herz beruhigte sich, jetzt konnte sie es versuchen. Sie schickte ihr gedanklicher Fühler aus, sie spürte, dass Niko in der Nähe war. Er sass auf den Ruinensteine eines verfallenen Turmes, der jedoch immer noch hoch aufragte. Eine seelische Verbindung aufzubauen war dann so leicht wie wenn sie mit der Hand ein Ast aufheben würde.

Niko war müder als Cera, jedoch war er an diesem Tag oft in der Luft oder hatte gejagt. Ihr ist aufgefallen, dass einigen Menschen aus ihrem Wagenzug den ständig begleiteten Falke schon aufgefallen ist. Sie hielten es für ein gutes Zeichen und gaben ihm Spitznamen, soweit sie es verstanden hatte. Was diese Namen jedoch bedeuteten konnte sie nicht herausfinden. Die Müdigkeit übertrug sich auch zum Teil auf Cera, wie das mit Gefühlen in einer solchen Verbindung regelmäßig passierte. Jetzt nicht! Sie versuchte ihr zu trotzen. Sie grüsste Niko und schickte ihm ihre Gedanken, was sie diese Nacht plante. Dann beobachtete sie beide das Lager. Die meisten der Soldaten schliefen bereits. Sie konnte ein paar wenige Patrouillen sehen, die aber auch mehr damit beschäftigt waren die vielen Feuer am Brennen zu halten und aussahen, also bräuchten sie ebenfalls dringend Schlaf. Diese erwarteten keinen Angriff. Oder keine Flucht. Niko flog in die Nähe von zweien Soldaten, die am nahsten zu ihrem Lager sassen. Niko setzte sich auf eine Eiche, von denen hier mehrere standen, aber auch die einzige Baumart in diesem kleinen Umkreis waren. Die zwei Menschen schienen in einem Gespräch vertieft zu sein. Der Sprecher besaß eine tiefe Stimme. Ein kurzer sauber gestutzter Vollbart verdeckte sein Kinn, hatte braune Haut und war im Vergleich zu den anderen Soldaten kräftig gebaut. An der Seite auf einen auf dem Boden liegendem Baum lag sein Schwert. Der Zweite schien das völlige Gegenteil zu sein. Kein Bart, schlank und hellere Haut. Neben ihm an der Eiche abgestellt war ein großer Bogen. Vielleicht konnte sie noch etwas Interessantes belauschen, mittlerweile konnten sie bereits einige Wörter verstehen. Sie sollte es versuchen. „.. Söhne und meine Frau Marianne werden sich Zuhause um die Tiere und Felder kümmern. Die Knechte hat der Herzog auch eingezogen und ein beträchtlicher Teil der Ernte. Sie haben viel zu wenig helfende Hände, es wird schwer werden durch den Winter zu kommen. Hoffentlich haben wir bis dahin diese mordende Wüstenscheisse vertrieben und können nach Hause auf unsere Höfe. Für dein Gewerbe in der Stadt spielt die Zeit wohl kaum eine Rolle, ihr könntt auch erst im Frühling wieder Zuhause sein.“
Der Schlanke ignorierte den versteckten Vorwurf. „Wir werden mehrere tausend Männer sein, wenn wir dort ankommen, die werden wir ohne Probleme wieder in ihre Wüste zurücktreiben können.“ Sie verstand leider weniger als gehofft, aber anscheinend will der Sprecher den Kräftigen beruhigen. Sie sollten beide genug abgelenkt sein.

Cera löste die Verbindung zu Niko auf und vergewisserte sich noch einmal, ob die alte Frau schlief. Dann suchte sie die Deckung einer der zerstörten Mauern, denn auch jetzt bestand noch die Gefahr von den beiden Wachen gesehen zu werden. Eine Rüstung als Verkleidung wäre etwas tolles gewesen, verwarf aber sofort der Gedanke. Eine Rüstung aufzutreiben könnte schwer werden, weil die meisten Männer sogar in ihnen schliefen und es wie einen Schatz hüteten.
Sie hörte die beiden vorherigen Männer an ihrem Feuer miteinander reden. Gut. Cera suchte sich staubige Erde in der Nähe und rieb die auffälligsten Stellen ihrer Kleider damit ein. Zwar half es nur wenig, doch sie würde jeden Vorteil nutzen, den sie bekommen kann. Dreckig zu sein machte ihr im Grunde kaum etwas aus, was wohl ihrem abgelegenen Dorf und den anderen Kindern zu verdanken war. Dort gab es keine steinige Wege, wie sie hier heute, erstaunt, bestaunt hatte. Ihre Kindheit und Ausbildung verbrachte sie wie auch die anderen Mädchen im Dorf oft in der Natur. Natürlich schimpften die Erwachsenen, wenn sie zurück kamen, schickten sie aber dann mit einem lächeln zum nächsten Bach.
Sie versuchte die finstere Nacht zu ihrem Vorteil zu nutzen und schlich den Schatten entlang an mehreren schlafenden Männer vorbei. Sie wäre mehrfach in der Schwärze der Nacht fast auf einen schlafenden Körper getreten, konnte aber die Katastrophe immer im letzten Moment abwenden. Dazu kamen die trockene Blätter und Äste auf dem Boden, die bei jedem Schritt ein leises schreckliches knacken von sich gaben. Es war eine Vorgang von abwarten, beobachten und schleichen, immer auf der Suche nach Deckung, doch dann erreichte sie den Rand des Lagers. Dann befand sie sich schon einige Schritte außerhalb des Lagers und konnte zwischen die Büsche des Waldrandes verschwinden.

Alle Hoffnungen auf ein leichtes Ende lösten sich in Luft aus, als ihr eine vertraute Gestalt entgegen trat. Vor Schreck blieb sie wie versteinert stehen. "Bei den Haaren des Geiers, als hätte ich es nicht bereits geahnt, dass sie es versuchen würde." sprach die Gestalt mehr zu sich selbst, mit einer mehr männlichen als weibliche Stimme. Es war die alte Frau, die aber jetzt ihren Körper wie ein Kleid abstreichte und die Gestalt eines kleineren Wesen mit grauen Haut, lange Ohren und faltigen Haut annahm.
Schaut einmal im Elfen-Wiki vorbei, wir freuen uns über jeden Besuch :)
Xijoria

Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Xijoria »

Mit dem Rücken an die Findlinge gelehnt entspannte sie sich etwas. Diese hatten eine kühlende Wirkung, auf ihren fast nackten Oberkörper. Auch das Wasser war angenehm kühl, es würde helfen, ermutigte sie sich. Bedacht legte sie ihre rechte Hand - die beiden Tüchern festhaltend - in das Wasser, so dass sie unter die Wurzelschlaufe greifen konnte. Damit hatte sie etwas, woran sie sich festhalten konnte und zugleich durch die Schlaufe auch festgehalten wurde. Auch die Tücher würden das kalte Wasser aufsaugen. Sie würde es später benötigen. Prüfend blickte sie noch einmal hinab. Das würde ausreichen. Es muss.

Sie schielte auf ihre rechte Schulter, als sie bemerkte, dass aus ihrem Kristall an der Halskette ein Dunstfaden entwich. Ihr Freund verwandelte sich als Fisch, der vergnügt und frei hin und her schwamm. „Ah endlich wieder draußen“, sagte er erfreut, bevor er sich zu ihr drehte. „Oh“, war das erste was er darauf sagte. „Was ist denn mit Dir passiert?“ fragte er und blickte besorgt zu ihr. „Nicht jetzt“, zischte sie ein wenig, dass konnte sie jetzt nicht gebrauchen. „Ich weiß, du freust dich sehr wieder draußen zu sein. Ich brauche aber deine Hilfe anderweilig.“ Der Fisch blickte sie besorgt an. Mitleid wollte sie nicht. Was sie brauchte war Sicherheit in dieser Situation. „Mein Freund. Ich fände es gut, wenn Du im Kristall verweilst und mich von innen kühlst und meine Haut feucht hälst, so wie Du es auch am Land für mich machst. Ich werde Schmerzen haben, die das Flusswasser nicht forttragen können. Ich weiß nicht, was passieren wird, aber…“ Sein mitleidiger Blick wurde traurig und zugleich waren sie verständnisvoll. “Ich verstehe worauf Du hinaus willst.“, unterbrach er sie. „Wenn es Dein Wunsch ist und ich Dir nur so helfen kann, komme ich wieder, wenn es Dir besser geht. Denk an Deine Mutter und was sie Dir gelehrt hat. Du weißt was Du zu tun hast.“, erwiderte er und schmiegte sich kurz an ihren Oberkörper. Sie lächelte dankend und seine Geste zeigte ihr, dass sie nicht alleine in dieser Situation war und auch nicht sein wird. Als er in ihrem Kristall zurück verschwand atmete sie noch einmal tief ein und wieder aus. In diesem Rhythmus schwenkte sie den Ast mit der linken Hand im Wasser hin und her bis er ihr sauber genug erschien. Dann atmete sie noch einmal tief ein und steckte sich diesen in den Mund.

Mit ihrer nun freien Hand tastete sie ihre rechte Schulterseite ab, um zu genauer zu spüren wo sich der Bolzen befand. Sie spürte durch die Dehnung schon ein leichtes Ziepen im Körper. Es schmerzte im oberen Muskelbereich der Schulter und aus Reflex kniff sie die Augen zusammen, als der Schmerz durch ihren Körper zuckte. Nach wenigen Herzschlägen entspannte sich ihr Körper wieder. Ruhig bleiben, ermahnte sie sich selbst. Vorsichtig tastete sie weiter – ihr Schlüsselbein schien nicht gebrochen zu sein. Zumindest war es ihre erste Vermutung, doch dies würde sich erst bestätigen, wenn der Bolzen draußen ist. Als sie sich weiter Richtung Schulterblatt heran tastete, merkte sie etwas, was ihr vorher nicht aufgefallen war. Es verwunderte sie und sie wusste im ersten Moment nicht, ob es gut oder schlecht für sie war. Die Stelle war sehr klebrig geworden. Blut und Schweiß hatten sich scheinbar vermischt. Sie schluckte. Der Bolzen ist durch ihr Fleisch gedrungen. Die scharfe Spitze des Bolzens war deutlich zu spüren. Er war sehr dünn, schlank und so wie es schien spitz zulaufend. Sie atmete auf. Die Bolzenspitze hatte keinen Wiederhaken! Das war ein Vorteil wenn sie diesen entfernen würde. Sie ertastete noch vorsichtig weiter und mit zusammengebissenen Zähnen auch ihre Haut. Es war gut, dass sie einen Ast im Mund hatte, dachte sie sich zähneknirschend bei jeder weiteren Bewegung auch wenn der modrige hölzerne Duft in ihrer Nase biss. Dann beendete sie weitere Berührungen und maß letztendlich die Bolzenlänge mit ihren Daumen auf der Schulter und den Zeigerfinger bis zur Spitze ab. Sie brauchte Gewissheit wie viel heraus ragte. Dann hob sie ihre rechte Hand zitternd hervor. Fassungslos sah sie, dass Blut zwischen ihren Fingern klebte und den Abstand ihres Maßes. Es war eine geschätzte Daumenlänge. Dies vor Augen zu sehen und nun zu wissen, ließ ihr ein schwindeliges Gefühl aufkommen. Schnell – so schnell wie es eben ging – wusch sie bedacht ihre Hand im Wasser ab. Das Blut wollte sie nicht sehen, es verdeutlichte die Situation in der sie sich befand. Dennoch, sie musste Glück gehabt haben.

Vor ihrem inneren Auge wiederholte sich der Moment des Geschehens. Der Armbrustschütze der sie getroffen hatte, saß erhöht auf einem Baum. Durch die Höhe und seinem Schusswinkel traf er sie genau zwischen Schlüsselbein und Schulterblatt. Der Pfeil hatte so viel Wucht, dass er sich durch ihren Körper zog und nicht durch ihr Schulterblatt gestoppt wurde. Was noch wichtiger war, er hatte nicht auf ihre Herzseite gezielt. Sie sollten beide am Leben bleiben. Tot nützten sie also nichts, auch wenn sie wohl gefährlich erschien.

Sie nahm das Holzstück aus ihrem Mund. Zu viel Speichel hatte sich in ihrem Mund gesammelt, den sie ausspucken wollte. Er bedeckte ihre Zunge mit einem leicht pelzigen Geschmack, den sie nicht herunterschlucken wollte. Sie atmete noch einmal die frische Luft ein. Im Stillen dankte sie für ihre Mutter, die geduldig versucht hatte sie in die Heilkunst zu unterrichten, auch wenn sie dafür nicht sehr viel Geschick erwiesen hatte. Ein was Gutes hatte es, sie konnte sich immerhin selber helfen – irgendwie. Sie hatte das Bild ihrer Mutter klar vor sich. Sie hatte langes violettfarbenes Haar, große grün Augen, die eine Wärme ausstrahlten, dass es ihr Herz erwärmte. Sie war stets geduldig und liebevoll mit allen gewesen. Ihre sanfte und natürliche Art wusste jeder zu schätzen. Ihre Mutter war meistens fröhlich und das erkannte man an ihrem Lächeln und in ihren Augen. Es hatte stets etwas ansteckendes. Mit einem Lächeln behielt Arainya den Gedanken an die Vergangenheit und steckte sich den Ast wieder in den Mund. Sie wollte nicht darüber nachdenken, dass sie es tut oder wie sie es machen könnte. Auch wollte sie nicht ansetzen, um dann doch zu zögern. Es sollte schnell gehen, sie musste mutig sein… und das war sie auch. Binnen weniger Herzschläge waren ihre Augen weit aufgerissen. Ihre Zähne bissen in den Ast hinein, der sicherlich einen Abdruck bekommen würde. Sie wollte schreien, doch der Schrei erstickte im Schmerz und den pelzigen Duft wollte sie nicht noch mehr einatmen.. Ihre Schwanzflossen zappelten und zuckten kurz im Wasser auf. Ihre linke Hand verkrampfte sich in dem Moment des Geschehens und klammerte sich an der Wurzel fest. Wenige Herzschläge später hatte sie den Bolzen unversehrt in ihrer Hand. Blut tropfte hinunter. Wie in Trance wechselte sie den Pfeil mit den beiden Tüchern aus in ihrer linken Hand unter dem Wasser aus. Sie musste noch die Wunde verbinden. Sie sah bereits bunte Punkte vor ihren Augen.. Sie durfte jetzt nicht ohnmächtig werden. Reiß dich zusammen – mahnte sie sich. In der Bewegung ein Tuch auf die Wunde am Rücken zu legen vermehrten sich viele weitere kleine Punkte, die vor ihr tanzten und flimmerten, bis es schwarz wurde….
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Re: 3. Interaktive Geschichte

Beitrag von Weltenwanderer »

Das Wesen erinnerte Cera an eine übergroße Maus, es reichte ihr aber immer noch nur bis zu ihren Hüften. Es sah zu fürchten aus, die Armbrust in seinen Händen machte ihr jedoch mehr Angst. Allerdings war die Waffe zu schwer für ihn. Er musste beide Arme gebrauchen um sie überhaupt auf Cera zu richten. Sie hatte aber bereits bei den Übungen der Soldaten gesehen, was die Waffe anrichten konnte.
Das Wesen schien mit sich selbst zu sprechen und fuchtelte dabei die Armbrust leicht hin und her, mit einem komisch verkrümmten und ausgekugelten Zeigefinger am Abzug. Ihre Augen weiteten sich, vielleicht würde er sogar aus versehen abdrücken. "Hab ich dirs nicht gesagt, Thierry?", auch in der Stille der Nacht war sein Gemurmel nur mit Mühe zu verstehen. Sie wich einen Schritt zurück. "He! Stehen bleiben. Du siehst doch die Schusswaffe in meiner Hand und kannst dir denken was sie bei dir anrichtet? Aus dieser Entfernung würde es deine Lunge zerfetzen und hinten wieder hinausstoßen. Deine Lunge würde sich mit Blut füllen während du röchelst und langsam erstickst. Nicht das ich etwas gegen den roten Saft, deine Qualen und Schreie hätte, aber das können wir ja auch später noch nachholen. Also bewege dich jetzt langsam wieder in Richtung Lager, damit es für dich im Moment Schmerzfrei bleibt." Es schien, als wolle er alle Worte nachholen, die er während seiner Verwandlung nicht sagen konnte. Was sollte sie tun? Sie glaubte ihm, das ein Treffer tödlich enden würde. Langsam trat Cera einen Schritt vor den Anderen, ohne es ihr richtig bewusst zu sein. Sie ließ die Armbrust nicht aus den Augen, die ihr bei jedem Schritt folgte und ein Finger am Abzug zuckte, der dort jetzt ständig den Auslösepunkt zu suchen schien. "Waren deine Eltern Verwandt mit Schnecken? Ich werde nicht die ganze Nacht in Kälte verbringen! Mein Volk ist nicht für seine Geduld bekannt. Also los schnel.." Plötzlich war Niko da, der sich von oben mit einem Schrei auf das Wesen stürzte. Geschockt ließ er die Armbrust fallen und versuchte sich mit seinen kleinen Händen gegen den Angreifer zu schützen. Cera brauchte ein paar Sekunden um sich der Lage bewusst zu werden. "Verwurmtes Federvolk, ich verarbeite dich zu einer Mahlzeit, na warte!" Niko flog wieder hoch um sogleich wieder auf das Gesicht des Wesens hinab zu stoßen. Dem blieb gerade noch Zeit genug um sich die Arme schützend vor sich zu halten. Er schrie auf, schlug dann aber gegen den Falke. Sie konnte geradezu spüren wie Niko von einer Faust getroffen wurde. Ihre Furcht um den Falken half ihr wieder klarer zu denken und versuchte nun die Lage zu überschauen. Sie suchte die Armbrust und eilte zu ihr. Die Waffe war noch schwerer als sie gedacht hatte. Wie hatte es die Armbrust überhaupt heben können? Doch gerade als sie die Waffe hob sah sie, dass das Wesen einen krummen Dolch gezogen hatte. "Nikooo!", schrie sie. Der konnte sich gerade noch rechtzeitig in die Luft erheben. Vom Nachtlager war mittlerweile Lärm und Rufe zu hören, ihren Kampf musste sie alarmiert haben. Das Wesen ließ den Falken nicht aus den Augen, den Dolch schlagbereit. "Gehört das Ding zu dir? Ich werde aus ihm ein leckeres Essen zubereiten. Ich könnte mir eine würze Vogelsuppe vorstellen. Oder noch besser, Vogel am Spieß. Vorzüglich!" Die nun von Cera gehaltene Armbrust schien ihm egal zu sein. Sie musste fort, gleich werden die Wachen hier sein. Mit kurzen Schritten lief sie Rückwärts nach hinten, drehte sich um, ließ die Waffe fallen und lief los. Die Waffe wäre dabei reiner Ballast gewesen. "Ich werde dich und dein Monster mit Federn finden und zu Hackfleisch verarbeiten!" rief es noch hinter Cera her, bevor sie in die Dunkelheit der Bäume eintauchen konnte.

Die Bäume standen weit gefächert und halfen ihr so beim Vorankommen. Nur einzelne Gruppen von Büsche versperrten ihr immer wieder den Weg, diese zu umgehen war jedoch kein Problem. Hinter ihr waren bald keine menschliche Geräusche mehr zu hören, trotz ihrem immer noch schwächelnden Bein. Die Soldaten mussten sich vermutlich erst ausrüsten und die Hunde holen. Es waren hauptsächlich Jäger und Ritter, die sie früher speziell für die Jagd ausgebildet haben. Kurze Zeit später fand Cera einen Trampelpfad von den heimischen Tieren, dem sie folgen konnte. Nur die Dunkelheit machte ihr zu schaffen, auch wenn der helle Mondschein ihr half. Jedoch nicht nur ihr, auch die Verfolger würden sie sehen. Aber wo sollte sie hin? Das Land war natürlich bewohnt. Schon bald kam sie an einen Waldrand, wo sie etwa geschätzte zehn Minuten entfernt ein kleines Bauerndorf sah. Sie konnte zwar nur die Konturen sehen, wusste aber aus den letzten Tagen, das die Hauswände aus weißem Lehm bestanden und der Wohn und bäuerlichen Teil strickt getrennt waren. Vielleicht fand sie dort in einer Scheune Unterschlupf. Aber das Dorf lag viel zu nahe am Lager der Truppen und wäre wohl der erste Ort, den sie untersuchen würden. Sie muss weiter suchen. Sie besaß vom Waldrand eine wunderbare weite Sicht über ein kleines Tal. Die Soldaten nannten die Gegend die Herbon-Anhöhen, obwohl es im Vergleich zu den Bergen ihrer Heimat wie unebenes Flachland aussah. Der Fluss, der auch bei der Ruine durchfloss, schlängelte sich über die breite Ebene in der Mitte des Tales. Das Bauernhof war ein paar Minuten vom Fluss entfernt gebaut, vermutlich ging der Strom mehrmals im Jahr über das Ufer und wollten sich so schützen.
Von weit her hörte sie bellen, sie musste schnell weiter gehen. Der Wald blieb hier ihr bester Freund. Wo steckten Arainya und Taria? Waren sie ihren Hinweisen gefolgt? So viele Soldaten hinterließen ihre Spuren, besonders schwer sollte sie nicht zu verfolgen sein. Ein gutes Versteck wäre jetzt genau das Richtige, dann könnte sie sich mit Niko verbinden und beide Gefährtinnen von der Luft aus suchen gehen. Vielleicht hilft das Wasser des Flusses ihre Spuren zu verwischen. Möglichst im Schatten folgte sie Wege, die üblicherweise die Ochsen und die Bauern nutzen würden, und folgen ihnen zum Wasser. Das Bellen kam ständig näher, sie musste schnell handeln. Ruhig, aber kraftvoll floss der Strom dahin. Aber auch tief. Sie konnte schwimmen, das hatte sie während ihrer Ausbildung in Regen, ihrem Heimatdorf, gelernt. Trotzdem, der Strom konnte sie mitziehen und war vermutlich eiskalt. Sie schaute nochmal um sich. Und erblickte die ersehnte Erlösung! Etwas weiter Flussaufwärts war ein Floss am Ufer angebunden. Weiteres Bellen, welches nicht mehr ganz so weit weg klang, trieb sie zur Eile. Das kleine Boot war an einem Seil angebunden, das über den Fluss führte und verhinderte, dass das Boot einfach davon schwamm. Über die Felder hinweg sah sie ihre Verfolger! Es waren fünf Soldaten mit drei Hunden und dem geschwätzigen Wesen, die ihre Spur aufgenommen hatten, und sie kamen schnell näher. Rasch löste sie das Seil und ruderte mit aller Kraft auf die andere Seite.
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